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Finanzierung des Franchisegebers: Diese Rolle spielen Sicherheiten

Welche Sicherheiten benötigt man für die Finanzierung eines Franchisesystems? Was tun, wenn diese Sicherheiten nicht gegeben sind? Lesen Sie mehr zur Finanzierung des Franchisgebers!

Tatsächlich passiert: einem bislang im Großen und Ganzen erfolgreichen jungen Unternehmen gelang es, mehr und mehr Aufträge ins Geschäft zu holen. Nun suchte das Unternehmen Kapital in Höhe von etwa 200.000 Euro, um sein beschleunigtes Wachstum zu finanzieren. Der Businessplan war überzeugend und das persönliche Gespräch mit der Bank lief gut. Als die beiden Inhaber des Unternehmens jedoch nach Sicherheiten für den beantragten Kredit gefragt wurden, war die Lücke offensichtlich.

Ihr Erspartes hatten beide in das gemeinsame Unternehmen gesteckt und war nun aufgezehrt. Verwandte und Freunde hatten bereits einen deutlichen Beitrag geleistet und konnten nun nicht mehr helfen. Außer einem alten Auto waren keine nennenswerten Vermögensgegenstände vorhanden, Maschinen, Anlagen, Haus- und Grundbesitz sowie Lebensversicherungen und ähnliches oder auch Bürgen oder Garanten aus dem eigenen Netzwerk gab es nicht.

Wie sollte nun ein eigentlich vielversprechendes Unternehmen mit gutem Auftragsbestand weiter finanziert werden? Denn Sicherheiten werden sowohl für Geschäftsbankdarlehen als auch für Förderprogramme verlangt. Sie sollen den Finanzier schadlos halten, falls das Geschäft, in welchem die Kredite stecken, wider Erwarten schlecht läuft und die Kredite nicht mehr mit Zinsen und Rückzahlung bedient werden können.

Bevor ich zum Kern des Themas komme, hier ein dringender Rat: falls Sie nicht absolut sicher sind, dass Sie ausschließlich mit eigenen Mitteln die Finanzierung des Starts als auch Wachstums Ihres Unternehmens stemmen, dann planen Sie rechtzeitig eine Finanzierung ein. Dies auf alle Fälle weit bevor das Konto leer ist und Sie vielleicht Ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können. Wie viel Geld und wann genau Sie dieses benötigen, ermitteln Sie (oder lassen ermitteln) mittels einer professionellen Finanzplanung über die nächsten zwölf Monate sowie die folgenden zwei bis vier Jahre. Damit sind Sie vor Überraschungen sicher und kommen nicht in die dargestellte Bedrängnis. Im Übrigen erwarten auch Investoren, die sich mit Eigenkapital beteiligen, dass die Inhaber mit eigenen Mitteln vorausgehen und selbst ein überzeugendes Beispiel für das Vertrauen in ihr Geschäftsmodell geben.

Diese Sicherheiten sollten Sie prüfen

Klassische Sicherheiten sind Immobilien wie Wohnungs-, Haus- und Grundstücksbesitz. Allerdings werden diese in puncto Sicherheiten nicht zum vollen Marktwert akzeptiert („beliehen“) sondern zu einem Prozentsatz, welcher je nach Lage und Umständen meistens zwischen 70% und 90% liegt. Diese Übung verhindert, dass die Geldgeber durch Veränderungen im Markt, auf die man als einzelne Organisation oder Individuum keinen Einfluss hat, „kalt erwischt“ werden, falls die Marktwerte deutlich sinken.

Zu denken wäre ebenfalls an Autos, Lastkraftwagen oder ähnliche Geräte, auch hier mit gewissem Abschlag vom aktuellen Wert, wenn sie als Sicherheit angedient werden sollen. Schließlich wären noch Bausparverträge, (Lebens)Versicherungen, Warenkreditversicherungen und ähnliches zu erwähnen. Anlagevermögen wie zum Beispiel Maschinen, Serverfarmen, Fertigungs- oder Verwaltungsgebäude oder gar Markenwerte (als Eigenkapitalbestandteil!) sowie Lagervorräte und Wertpapiere kämen zwar auch in Frage, jedoch eher häufiger bei Unternehmen, die schon recht lange am Markt und dort einigermaßen erfolgreich sind.

Nicht genügend Sicherheiten für die Finanzierung: Das können Sie tun

  • „Family, friends and fools“ engagieren: alles Leute, welche sie persönlich gut kennen und vielleicht auch solche, die eine gewisse Leidenschaft oder wenigstens Sympathie für Ihr Vorhaben hegen. Ein persönliches Vertrauensverhältnis ist hier Gold wert.
  • Andere das heißt zusätzliche wirtschaftliche Tätigkeiten: falls Sie selber oder Ihre Ehefrau einem weiteren Broterwerb nachgehen, würde dies das Risiko für den Geldgeber verringern und die Bereitschaft, Ihnen Kapital zu geben, verstärken.
  • Die KfW bietet unter anderem Förderprogramme, welche 50% oder auch 80% („Startgeld“) Haftungsfreistellung für die Hausbank anbieten. Damit wäre das Thema Sicherheiten schon mal etwas oder sogar weitgehend entschärft.
  • Obwohl „-bank“ im Namen, gibt die Bürgschaftsbank kein Geld, sondern eine Garantie. Die Idee: kein vernünftiges Geschäftsmodell oder -idee soll nur deswegen mit dem Antrag auf Finanzierung scheitern, weil zu wenig Eigenmittel oder nicht genügend Sicherheiten angeboten werden. Die Bürgschaftsbank übernimmt nach Prüfung eines jeden Falles – also oft, aber nicht immer – die Garantie für einen großen Teil des Darlehensrisikos. Das macht die Entscheidung der Geschäftsbank, einen Kredit zu geben, schon mal leichter. Geprüft werden die Fälle anhand sämtlicher Unterlagen, die man auch für die Beantragung eines Darlehens bei der Geschäftsbank vorlegen muss. Bei positiver Entscheidung über die vorgeschlagene Bürgschaftsübernahme kann man dann einer Bank mit dem Kreditantrag auch eine gute Garantie vorlegen, die den Anreiz zu einer positiven Kreditentscheidung fördert.
  • Leasing in der Mietvariante („Operatives Leasing“) oder auch der sehr ähnliche (aber nicht völlig gleiche) Mietkauf sind weitere Alternativen. Sie schonen die Liquidität, etwaige Kreditlinien und eine gesamte Finanzierung des Kaufpreises und der damit verbundenen Sicherheiten ist nicht notwendig. Diese Alternative betrifft allerdings praktisch ausschließlich Investitionen, die getätigt werden müssen.
  • Schließlich könnte man dem Fremdkapital mit seinen Sicherheitsforderungen aus dem Wege gehen, indem man verstärkt Eigenkapital einsetzt. Da jedoch Eigenkapital auch Risikokapital ist, wollen Investoren dafür eine Risikoprämie. Diese Finanzierung im Vergleich zu Darlehen ist also teurer. Darüber hinaus erwarten Investoren, wie zum Beispiel auch das ERP-Kapital für Gründung von der KfW, dass der Projekteigentümer mit Eigenmitteln vorangeht.

Fazit / Tipp für den nächsten Schritt

Warten sie keinesfalls bis Ihre Kasse oder Bankkonto „auf Grund gelaufen“ sind, sondern erstellen Sie eine genügend weit vorausschauende Finanzplanung zur Bestimmung Ihres Kapitalbedarfes und gehen Sie die Finanzierung, falls notwendig, frühzeitig an – mindestens drei bis vier Monate bevor Sie das Geld benötigen.

Beschaffen Sie sich im Zuge dessen auch einen Überblick über vorhandene wie auch realistisch-mögliche das heißt denkbare Sicherheiten für Finanzierungen von extern. Denken Sie dabei aus dem Blickwinkel des Finanziers heraus, der sein zur Verfügung gestelltes Kapital auf alle Fälle wiederhaben möchte: wie könnten Sie den absichern? Was könnten Sie ihm/ihr anbieten?

Hinsichtlich von Gesprächen mit potentiellen Finanziers bzw. Investoren über akzeptable Sicherheiten bzw. geforderte Eigenmittel sollten Sie danach die Initiative ergreifen. Sprechen Sie zum Beispiel Ihre Bank auf Ihr Vorhaben unverbindlich an. Hören Sie, was an Information benötigt wird und unter welchen Bedingungen die Bank das Vorhaben unterstützen kann.

Falls Sie weitere Informationen oder auch Unterstützung beim Thema Eigenkapital und Finanzplanung benötigen, dann können Sie mich gerne ansprechen.

Expertenstimme von Andreas Dittrich

Andreas Dittrich
Cavendish Management Resources

Unterstützt Gründer bei der Planung und Finanzierung des Geschäfts und hilft dem Mittelstand beim Sprung nach Südost-Asien.

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