Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Gastartikel: In guten wie in schlechten Zeiten – Mediation als Erfolgsfaktor im Franchise

Mediation ist wichtig in Franchise-Systemen

Die Beziehung zwischen Franchisegeber und Franchisenehmer ist vielleicht nicht ganz so intim wie eine Ehe, aber die Wahl des richtigen Partners für beide Seiten mindestens genauso bedeutsam wie in einer ehelichen Beziehung. Viele Franchiseverträge werden über zehn Jahre geschlossen, also weit über das verflixte siebte Jahr hinaus. Man muss sich zwar nicht unbedingt lieben, aber passen muss es dennoch. Es ist eine Partnerschaft. Diese hat Höhen und Tiefen. Man muss sich gegenseitig ver- und zutrauen, dass der jeweils andere seine Hausaufgaben macht. Ein eskalierender Konflikt birgt dabei hohes Risiko für beide Seiten. Der Franchisenehmer riskiert seine Existenz, aber auch der Franchisegeber riskiert seinen Ruf – gerade kleinere Systeme. Im Worst Case verlieren also alle Beteiligten. Daher sollten Deeskalation und partnerschaftliches Konfliktmanagement Teil der Unternehmenskultur sein.

Der Wert einer Partnerschaft

Während man den Wert der Büromöbel und Dienstfahrzeuge in der Bilanz erfasst, wird der Wert gesunder Geschäftsbeziehungen oft unterschätzt. Privat gilt das gleichermaßen: Man weiß vielleicht, dass das Haus, in dem man lebt, laut den Kreditunterlagen 200.000 Euro wert sei, aber was ist die funktionierende Ehe „wert“, die man über zehn Jahre aufgebaut hat? Eigentlich unbezahlbar. Ebenso ist es mit fast allen Beziehungen. Auch eine langjährige Geschäftsbeziehung, in der man sich gegenseitig kennt, hat einen Wert für sich. Ein Franchisepartner, der überall erzählt, wie gerne er in seinem System arbeitet, ist der wohl beste Werbebotschafter. Andersherum kann ein Partner, der unzufrieden ist, diese Unzufriedenheit sehr schnell multiplizieren – im Gespräch mit anderen Partnern, mit Interessenten oder gar mit der Presse. Daher lohnt es sich, Partnerschaftlichkeit zu erhalten.

Partnerschaftlichkeit als Unternehmenskultur

Das Thema Alternative Dispute Resolution (ADR) beschäftigt sich mit alternativen Streitbeilegungsmethoden und ist längst nicht nur in den USA präsent. Wenn man sich die hohen Kosten anschaut, welche die klassische juristische Streitbeilegung mit sich bringt, mit der es oftmals nicht einmal zur echten Beilegung des Streites kommt, sondern lediglich darüber entschieden wird, wer nach außen zum Gewinner oder zum Verlierer erklärt wird, dann wird die Bedeutung des Themas für die nächsten Jahre und Jahrzehnte sowie allgemein die Zukunft der Streitbeilegung und Rechtsfindung schnell offensichtlich. Man darf doch daran zweifeln, ob zwei Rechtsanwälte und mindestens ein Richter ein guter Ressourceneinsatz dafür sind, dass zum Schluss 50 % der Streitparteien mit einem Urteil unzufrieden sein werden. Dies ist einer der Gründe für die Suche nach besseren Alternativen.

Streiten lohnt sich fast nie

Das Risiko, vor Gericht Verlierer zu sein, wird von fast allen Streitparteien systematisch unterschätzt. Rein statistisch kann man aber eben nur die Hälfte aller Fälle gewinnen, auch wenn beide Seiten denken, dass sie Recht haben würden. Hinzu kommt, dass ein Sieg vor Gericht auch zur Insolvenz des Gegners führen kann. Auch dann ist „außer Spesen nichts gewesen“. Daher wird Mediation immer populärer. Die Mediation ist das wohl bekannteste ADR-Verfahren. Ihre Bedeutung steigt kontinuierlich und wäre wohl bereits von noch größerer Bedeutung, wenn die Durchführung klassischer Verfahren nicht leider teils sehr gewinnträchtig für die beteiligten Anwälte wäre. Im Interesse der Konfliktparteien müssten aus meiner Sicht noch deutlich mehr Mediationen als klassische Gerichtsverfahren durchgeführt werden, denn die Erfolgsquoten sind hoch und die Beziehung bleibt erhalten.

Die Mediation

Mediation ist eine Methode konstruktiver Konfliktlösung mit Hilfe einer neutralen, dritten Person. Der Grundgedanke der Mediation basiert auf den Prinzipien der Harvard-Verhandlungsmethode und Ergebnissen der spieltheoretischen Forschung. Demnach sind Kooperation und Konsensorientiertheit langfristig betrachtet günstiger und mit höherem Gewinn für alle Beteiligten verbunden als konkurrierendes Verhalten und Nullsummenspiele. Der Mediator, der ggf. auch rechts- und franchisekundig sein kann, begleitet die Parteien dabei durch einen Prozess, an dessen Ende eine verbindliche Einigung steht. Dies geht deutlich schneller als ein Gerichtsverfahren und ist zudem deutlich günstiger. Vorteil ist auch, dass die Beziehung geschont wird. Die Partnerschaft kann danach entweder fortgesetzt oder einvernehmlich beendet werden, und zwar meist ohne dass man ein böses Wort verliert.

Relevanz im Franchise

Im Franchise hat man es mit sehr intensiven Vertragsbeziehungen zu tun. Eine gescheiterte Franchisepartnerschaft hat deutlich gravierendere Folgen als etwa eine unzufriedene Kundenbeziehung. Der Auswahlprozess und die Ausbildung sind lang, abgesehen von sehr großen Systemen ist die Community meist klein, manch jährlicher Franchisetag erinnert von der Gruppengröße an eine Schulklasse. Der Wert der Beziehungen ist daher hoch. Auf der anderen Seite bergen manch unterschiedliche Interessen durchaus Sprengstoff, immerhin geht es dem Franchisegeber um seine Systemstandards und dem Franchisenehmer um seine Existenz. Es lohnt sich daher, schon früh auf eine positive Konfliktkultur zu setzen. Nicht nur, um den Wert vorhandener Partnerschaften zu schützen, sondern auch, um anziehend für weitere Interessenten zu sein, denn eine solche Unternehmenskultur schafft auch Vertrauen.

Fazit

Im Grunde geht es um das Menschenbild, das ein System verkörpern will. Eine auf Kooperation und Augenhöhe angelegte Partnerschaft ist stabiler und nachhaltiger und übersteht auch Tiefen. Im Optimalfall benötigt man erst gar nicht Hilfe von außen. Sollte es dennoch einmal einen Konflikt geben, ist der Griff zur juristischen Methode oft ein Schnitt ins eigene Fleisch, der die mühsam erarbeitete Unternehmenskultur infrage stellt. Denn wenn zwei Seiten mit Schmutz werfen, bleibt dabei selten jemand sauber. Der erste Impuls, Recht zu haben und gewinnen zu wollen, ist menschlich, aber nicht schlau. Denn auch die andere Seite hat Gründe. Immer. Wirklich immer. Daher sollte man als gutes System auf diesen potenziellen Streitfall vorbereitet sein. Eine Verankerung des Vorrangs der Mediation vor einer anwaltlichen oder gerichtlichen Auseinandersetzung kann daher nur empfohlen werden.

Gastartikel von Nickolas Emrich, Autor „Die 7 Irrtümer im Franchise“

Foto von Jason Goodman auf Unsplash

Erhalten Sie Experten-Knowhow im Newsletter!