Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Rating als Glücksspiel oder Planspiel?

Autor: Hallo, liebe
Teilnehmer des Chats. Ich wünsche uns einen aufschlussreichen Dialog mit vielen
Informationen.

Leser: Gibt es irgendwo einen Schnelltest, der
uns bei der Vorbereitung auf das Bankrating hilft? Wie sollen wir neben all den
anderen Problemen noch Zeit dafür finden?

Autor: Uns liegt ein
Fragenkatalog einer Bank vor, der dafür herangezogen werden kann. Außerdem haben
“ich möchte hier keine Werbung machen” ein System entwickelt, das wir
QMzK-Methode nennen, d. h. mit Qualitätsmanagement zur Kreditwürdigkeit. Klicken
Sie uns an www.qmes.de

Leser: Guten Morgen Herr Plappert, gibt es
eine Auflistung der Ratingfragen der Banken?

Autor: Ja, in der
Broschüre des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken e.V. “Rating als
Chance”

Leser: Hallo Herr Plappert: Womit kann sich
ein Franchisenehmer auf das Rating vorbereiten?

Autor: Das Rating wird wie
bisher die Zahlen der Vergangenheit bewerten. Neu ist aber, dass ab 2007 auch
die glaubwürdige Planung der Zukunft beleuchtet wird. Erfragen Sie generell die
Anforderungen der Hausbank. Leider geben die Kundenbetreuer oft keine
umfassende, konkrete Information (z. B. Fragebogen), da die Banken verhindern
wollen, dass sich ihre Kunden verunsichert fühlen. Aber irgendwie wirkt es schon
komisch, wenn der Kunde eher von außen als von der Bank für ihn wichtige Details
erfährt. Die beste Vorbereitung ist, sich um die qualitativen Merkmalen zu
kümmern, die überwiegend durch das Verhalten der Manager und der Strategie
entstehen.

Leser: Wie können wir uns detailliert
weiterbilden bzw. auf die Fragen der Banken vorbereiten?

Autor: Ich bin davon
überzeugt, dass die ISO 9001 d. h. Qualitätsmanagement, die wesentlichen
Forderungen enthält. Deshalb Seminare zu diesem Thema besuchen. In den
Normabschnitten – Verantwortung der Leitung – Management der Ressourcen –
Realisierung der Produkte und Dienstleistungen oder – Messung, Analyse,
Verbesserungen werden alle wichtigen Punkte abgefragt bzw. gefordert. Das ist
messbar für die Bank, also glaubwürdig.

Leser: Hallo Herr Plappert, was ist eigentlich
das Ziel von Ratings? Muss ich mich ihnen unterziehen ?

Autor: Das Ziel des
Ratings ist, die Ausfallwahrscheinlichkeit der Kredite für die Bank transparent
zu machen. Es ist bei den Banken eine einheitliche, europaweit gültige Regelung
getroffen worden, der sich wohl keiner entziehen kann, der Kredite
benötigt.

Leser: Über die ISO 9001 haben wir schon so
viel Negatives gehört. Ist sie nicht eher zu bürokratisch als dass sie helfen
kann?

Autor: Die ISO wurde im
Jahr 2000 neu überarbeitet und den Anforderungen von Dienstleistungsunternehmen
angepasst. Negatives war von jenen Unternehmen zu hören, die aus
wirtschaftlichem Zwang und nicht aus Überzeugung die ISO umgesetzt haben (so
meine Erfahrung).

Leser: Guten Morgen, bei der Diskussion um das
Rating ist häufig von harten und weichen Faktoren die Rede. Können Sie dafür
Beispiele nennen?

Autor: Harte Faktoren sind
die uns heute durch die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen bekannten Werte. Bei
weichen Faktoren handelt es sich um Kennzahlen, die die Managementqualität
bewerten. Dazu gehören die Kennzahlen, z. B. Fluktuation, Krankenstand,
Produktivität, Anzahl der Mitarbeiterbesprechungen, Anzahl der von Mitarbeitern
gemachten Veränderungsvorschläge.

Leser: Welchen Weg empfehlen Sie bei der
Vorbereitung von Ratings und warum?

Autor: Informationen
einholen bei der Hausbank, um deren “Denkweise” kennen zu lernen. Informationen
einholen über QM-Seminare, weil ich überzeugt bin, dass dabei die meisten der
“Soft Fakts” behandelt werden. Mitarbeiter in das Thema einbinden und
Qualitätsmanagement-Seminare besuchen lassen. Managementsystem verändern mit dem
Ziel, die Nachvollziehbarkeit der Planung transparent zu machen. Planungen
detailliert vornehmen und die Etappen bewerten, Konsequenzen aus den
Entwicklungen ziehen.

Leser: Welche Konsequenzen hat eine ungünstige
Einstufung unserer Kreditwürdigkeit?

Autor: Im schlimmsten Fall
keinen Kredit zu bekommen. Im weniger schlimmen Fall höhere Zinsen als der
bessere Wettbewerber zu bezahlen, d. h. Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen.

Leser: Guten Tag Herr Plappert, was können wir
tun, um einer unsicheren Bonitätsbeurteilung vorzubeugen?

Autor: Als erstes mit dem
Fragenkatalog der Banken beschäftigen. Die Forderungen mit dem Status Ihres
Betriebes abgleichen und Verbesserungsmaßnahmen einleiten.

Leser: Befindet sich das Rating noch in der
Testphase oder werden wir bereits ohne unser Wissen Ratings unterzogen?

Autor: Die Banken bereiten
sich momentan selbst auf das Rating vor. Sie testen ihre Systeme mit ihren
Kunden, um letztendlich nach einem 3-jährigen Test, mit Abschluss vor 2007, ihr
Ratingsystem genehmigt zu bekommen. Jeder Firmenkunde wird zurzeit “Testweise”
geprüft.

Leser: Bin ich auch als kleiner
Existenzgründer von Ratings betroffen ?

Autor: Ja, auch
Existenzgründer müssen die Glaubwürdigkeit ihrer Planungen beweisen. Meiner
Meinung nach geht das am Besten mit der Anwendung der ISO 9001, da dieses
Managementsystem die höchste Anerkennung und größte Verbreitung in Europa hat.
Also auch von den Banken “verstanden” wird.

Leser: Sind die Banken bei der Beurteilung der
Wettbewerbssituation eines Unternehmens nicht überfordert?

Autor: Die
Wettbewerbssituation muss vom Unternehmer selbst dargestellt werden. Allerdings
wird diese Darstellung mit der Bank vorliegenden Werten verglichen. Wichtig wird
sein, dass der USP (unique selling proposition) für die Bank erkennbar
ist.

Leser: Würde uns eine Zertifizierung nach ISO
9000ff beim Rating helfen? Aufgrund des in Franchisesystemen vorhandenen
Systemhandbüchern sollte die Zertifizierung kein unlösbares Problem sein.

Autor: Grundsätzlich ja.
Die Handbücher sollten meiner Meinung nach auf Vollständigkeit zu den Inhalten
der ISO 9001 überprüft werden.

Leser: Gibt es neben Banken weitere
Institutionen, die Ratings durchführen werden ?

Autor: Das sogenannten
“interne” Rating wird von den Banken selbst durchgeführt. Ein “externes” Rating
können zugelassene Agenturen durchführen, wie z. B. Standard & Poor´s,
Creditreform-Rating AG, Datev-Rating. Es gibt aber auch Software namhafter
deutscher Professoren, die für Vorabchecks zur Verfügung stehen. Das Problem ist
nur, dass dann nur der Status ermittelt wird und nicht Handlungsmaßnahmen
erkannt werden. Handlungsmaßnahmen empfiehlt der sogenannte
Rating-Advisor.

Leser: Guten Tag, können die Kreditinstitute
es sich leisten, ihre Kunden durch Erhöhung der Zinsen oder Abbau der
Kreditlinien vor den Kopf zu stoßen?

Autor: Es handelt sich
hier um eine “Selbstschutzmaßnahme” der Banken, die man so verstehen kann:
lieber keine Kredite vergeben, als Verluste mit Krediten einfahren.

Leser: Werden die Kredite aufgrund des Rating
im Durchschnitt teurer und wer trägt überhaupt die Kosten des Rating?

Autor: Die Kredite werden
dann teurer, wenn die Ratingnote schlechter als der Mittelwert ausfällt. Die
Kosten für das Bankenrating tragen die Banken selbst. Das externe, vorbereitende
Rating trägt der Unternehmer.

Leser: Kann es sein, dass die Ratingresultate
künftig wie Urteile der Stiftung Warentest bei der Franchisenehmer-Akquistion
eingesetzt werden?

Autor: Genau so wird es
meiner Meinung nach kommen.

Leser: Hallo, stehen die Konsequenzen von
Basel II für die Kreditwirtschaft endgültig fest oder ist noch mit Veränderungen
zu rechnen?

Autor: In den letzten
Monaten wurden die Kriterien endgültig verabschiedet.

Leser: Wenn wir den Banken künftig unsere
Strategien offenlegen müssen, gehen wir dann nicht ein großes Risiko ein? Der
Banker könnte mit einem Mitbewerber zusammenarbeiten oder sogar in dessen
Management wechseln?

Autor: War dieses Risiko
nicht schon immer in einer gewissen Weise vorhanden? Offenheit, Transparenz und
Information sagen noch nichts über den “Geist” des Unternehmens aus. Gelesen ist
noch nicht verstanden.

Leser: Ist das Rating meines Franchisegebers
für mich wichtig und wo erfahre ich gegebenenfalls das Ergebnis?

Autor: Als Franchisenehmer
kann ich durch die Bewertung des Franchisegebers Vorteile beim Zinssatz
erreichen. Ein Franchisegeber sollte seine Partner über die Ergebnisse des
Ratings informieren, in beiderseitigem Interesse. Denn auch der Franchisegeber
benötigt den Franchisenehmer für eine gute Bewertung.

Leser: Wie sorge ich dafür, dass sich auch
meine Franchisenehmer vernünftig auf das Rating vorbereiten?

Autor: Durch
Sensibilisierung, Information, Darstellung der Zusammenhänge und Bedeutung. Z.
B. im Rahmen von Informationsveranstaltungen. Darüber hinaus kann jeder
Franchisegeber seine Franchisenehmer ebenfalls mit einem eigenen System
“raten”.

Leser: Kann ich durch ein gut vorbereitetes
Bankgespräch das Ergebnis meines Ratings beeinflussen?

Autor: Gerade die
Vorbereitung auf das Bankgespräch bekommt eine ganz neue Bedeutung. Sie
beinhaltet allerdings in vielen Fällen Veränderungen im Management und muss
deshalb langfristig geplant werden.

Leser: Welche Teilaufgaben kann ein
qualifizierter Berater bei der Vorbereitung des Rating übernehmen und wie hoch
sind etwa die Kosten?

Autor: Die Teilaufgaben
erstrecken sich auf – Sensibilisierung des Managements durch Information über
Zusammenhänge und Auswirkungen. – Verbesserung der Kommunikation mit der Bank. –
Unterstützung bei der Aufbereitung der qualitativen und quantitativen
Kennzahlen. – Darstellung der geeigneten Handlungsalternativen im Management. –
Zeitersparnis, das Rating und dessen Vorbereitung können in wesentliche kürzerer
Zeit durchgeführt werden. Die Kosten sind abhängig von der Betriebsgröße, werden
aber in vielen Bundesländern durch Zuschüsse von 30 % bis 50 % gefördert.

Leser: Sprechen sich die Banken beim Rating
untereinander ab? Kann das Rating je nach Bank unterschiedlich ausfallen?

Autor: Jede Bank hat ein
eigenes Rating-System entwickelt, um nicht Vergleichbar zu sein. Daher kann
natürlich das Rating je nach Bank unterschiedlich ausfallen.

Leser: Wird es für Franchisegeber noch
schwieriger, überhaupt Finanzierungslösungen für ihre Franchise-Partner zu
finden?

Autor: Letztendlich kann
es einfacher werden, denn die negativen Branchenvorurteile entfallen
weitestgehend. Es kommt auf die Qualifikation und die Präsentation des Konzeptes
an.

Leser: Was für Literatur würden Sie zur
intensiven Vorbereitung empfehlen?

Autor: Ich empfehle jedem,
sich über die Bücher von Klaus Kobjoll in das Thema einzulesen. Sie sind
praxisnah und verständlich geschrieben. (www.kobjoll.de)

Leser: Empfehlen Sie ein Ausweichen auf
alternative Finanzierungsformen wie Leasing oder Factoring, soweit das möglich
ist?

Autor: Es ist sicherlich
empfehlenswert, mit Blick auf die Eigenkapitalforderungen, zukünftig einen
Finanzierungsmix zu planen. Die KfW bietet neue Finanzierungsmodelle, z. B. mit
“Mezzanine Kapital” an. Es wird sich also im Markt etwas bewegen.

Leser: Wie lösen die Banken ihr
Informationsproblem, wenn ich mich für die Lizenz eines ausländischen
Franchisesystems interessiere?

Autor: Rating ist eine
Regelung, die in Europa und Amerika realisiert wird. Die Anforderungen liegen
fest, das ausländische System hat sich danach zu richten.

Leser: Hat auch Qualitätsmanagement was mit
Rating zu tun?

Autor: Qualitätsmanagement
ist der ideale Einstieg in ein gutes Rating, da die qualitativen Faktoren
weitestgehend durch die Qualitätsmanagement-Anforderungen erfüllt werden.

Leser: Kann irgendjemand testen, wie mein
Unternehmen nach heutigem Stand eingestuft würde? Was kostet das?

Autor: Ein als
Rating-Advisor ausgebildeter Berater kann mit der Software von Ratingagenturen
den heutigen Stand Ihres Unternehmens einstufen. Der Aufwand ist meiner
Einschätzung nach nicht sehr hoch, hängt aber von der Betriebsgröße ab. Gern bin
ich Ihnen bei der individuellen Kostenermittlung behilflich.

Leser: Guten Tag Herr Plappert, wie kann die
Bundesregierung der bereits verbreiteten Passivität der Banken bei der
Kreditvergabe an Existenzgründer tatenlos zusehen? Wird sie diese Entwicklung
durch verbilligte Kredite, einen bundeseigenen Risikofonds oder unbürokratische
Förderprogramme abfedern?

Autor: Die KfW hat seit
01.01.2004 Programme aufgelegt, die den “Eigenkapitalanteil” bei
Existenzgründern und auch bei bestehenden Betrieben durch Haftungsübernahme
erhöhen wird. D. h. die Bundesregierung kümmert sich wohl aktuell um dieses
Thema.

Leser: Gelten die gleichen Rating-Maßstäbe für
Betriebe in Ostdeutschland? Ist nicht zu befürchten, dass die neuen Regelungen
dem ostdeutschen Mittelstand den Rest geben?

Autor: Im Vergleich zu den
früheren Bewertungen der Banken, die überwiegend betriebswirtschaftliche
Kriterien berücksichtigten, sind die neuen Aufgaben des Managements im Rating
unabhängig vom Standort zu realisieren. Für die mittelständischen Betriebe sehe
ich eine Chance, sich zu profilieren. Wichtig ist: TUN

Leser: Würden Sie selbst einem Handwerkssystem
als Berater zur Verfügung stehen oder sind Sie auf bestimmte Branchen
spezialisiert ?

Autor: Ich selbst bin auf
Dienstleistungsunternehmen spezialisiert, dazu gehört auch das Handwerk. Meine
Grundkenntnisse über optimale Dienstleistung resultieren aus den Erfahrungen im
Gastgewerbe. Ich stehe auch dem Handwerk zur Verfügung.

Leser: Warum werden nicht zur Vereinfachung
einheitliche Ratingkriterien eingeführt?

Autor: Das Grundgerüst ist
in allen Ratingsystemen vergleichbar. Es ist wohl eine Wettbewerbsfrage der
Rating-Agenturen ihre Eigenentwicklungen am Markt durchzusetzen. Individualität
bietet auch Verhandlungsgrundlagen, wenn z. B. bei den Banken die Ratingnoten
unterschiedlich ausfallen.

Leser: Wird eine zurückliegende Insolvenz beim
Rating berücksichtigt? Trägt der Kreditnehmer damit noch schwerer an seiner
wirtschaftlichen Vergangenheit?

Autor: Inwieweit das neue
Insolvenzgesetz berücksichtigt wird, ist mir im Detail nicht bekannt. Das Rating
betrachtet vorrangig die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Rating ist für
viele Unternehmer eine Chance, wenn sie sich darauf vorbereiten, indirekt nimmt
das Rating Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit.

Autor: Die Zeit im
Chat verging schnell. Ich bedanke mich für Ihre rege Teilnahme. Für Detailfragen
stehe ich gern persönlich zur Verfügung.

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