Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Strategien für die erfolgreiche Expansion

Waltraud Martius: Liebe
Chat-Teilnehmer, First Franchise Friday ist eröffnet, freue mich auf Ihre
Fragen, herzlichst, Ihre Waltraud Martius

Leser: Welche Vorgehensweise hat sich beim
Aufbau eines Franchisesystems besonders bewährt: Die bundesweite Partnersuche,
um Erfolg versprechende Partner nicht abweisen zu müssen, oder eine regionale
Konzentration, um Wege und Kosten gering zu halten?

Waltraud Martius: Das ist eine
sehr gute Frage, und die Antwort ist nicht so einfach, ich würde sagen, sowohl
als auch. Denn gute Partner sollen nicht vor dem Kopf geschlagen werden. Es
hängt aber sehr stark von ihrem geplanten System ab. Ist es notwendig, dass die
Partner der angrenzenden “Gebiete” eng miteinander arbeiten um z.b. gemeinsame
Marketingaktivitäten zu machen oder wirklich Synergie durch Zusammenlegung von
Dienstleistungen zu erlangen, dann sollten Sie in konzentrischen Kreisen
vorgehen. Ist die Betreuung gerade am Anfang in einer sehr intensiven Form
notwendig, ist dies auch sinnvoller.

Leser: Guten Morgen Frau Martius. Ich möchte
ein Franchisesystem im Dienstleistungsbereich aufbauen. Der Pilot läuft schon
seit 6 Jahren und ich möchte nun gerne multiplizieren. Welche Dinge (z.B.
organisatorisch, rechtlich) sollte ich beim Aufbau beachten?

Waltraud Martius: Zunächst ist
eine perfekte Know-how-Dokumentation wichtig, das Niederschreiben allen Wissens
in einem Handbuch. Das Schreiben des Handbuches zwingt Sie zur Entscheidung und
ist daher eine gute Möglichkeit Ihr geplantes System zu Ende zu denken. Dann
benötigen Sie eine Intranetstruktur zur Darstellung Ihrer Instrumente für den FN
und natürlich müssen die Tools und Instrumente auch entwickelt werden, z.B.
Controlling und Benchmarking – Tool, Programm der ersten Ausbildungen,
Marketinginstrumente usw. Dann benötigen Sie die für Ihr geplantes System
richtige Rekrutierungsstrategie und die passenden Instrumente dazu, wie z.B.
Rekrutierungs-Website, Bankenmappe usw. und dann den Vertrag, der verkäuflich
sein muss und nicht zu juristisch …… Achten Sie darauf, dass Sie dies alles
fertig haben bevor Sie starten, denn bekanntlich gibt es keine 2. Chance für den
1. Eindruck.

Leser: Guten Morgen Frau Martius: Ich habe
gehört, dass bei der Auswahl der ersten Franchise-Partner häufig schwere Fehler
begangen werden. Leider wurde nie erwähnt, welche Fehler es konkret zu vermeiden
gilt. Können Sie mir Anhaltspunkte geben?

Waltraud Martius: Ja, das ist sehr
richtig, meistens fehlt ein klares Anforderungsprofil in bezug auf fachlich,
persönlich und finanziell….. der 1. Partner wird einfach genommen, auch mit
Bauchweh, Hauptsache der 1. Partner ist da…… Definieren Sie klar was Sie
erwarten und vorallendingen, was Sie auf keinen Fall möchten. Und gehen Sie
keine Kompromisse ein, lieber warten….. Und sehr oft werden den ersten Parnern
zu viele und falsche Versprechungen gemacht, die dann später nicht eingehalten
werden können und das führt zu Unzufriedenheit dieser Partner. Sinnvoll ist es
auch, die Entscheidung nicht im Alleingang zu treffen, sondern weitere
Entscheidungsträger hinzuzuziehen.

Leser: Guten Morgen, Frau Martius. Ich
schreibe zur Zeit an meiner Masterarbeit an der Uni Paderborn. Thema ist
Franchising. In der Literatur wird viel über den Erfolg geschrieben. Meine Frage
an Sie: Es gibt doch sicher kleinere Unternehmen, die vom Franchising aus dem
Markt gedrängt wurden. Sind Ihnen da Beispiele bekannt?

Waltraud Martius: Nein, da sind
mir keine Beispiele bekannt, im Gegenteil. Denn im “Conversion Franchising =
umstrukturierendes Franchising) werden auch viele “Kleine” gerettet. Diese
steigen mit ihrem Geschäft in eine Franchisekette ein und können so überleben,
in einem Markt in dem sie es alleine nicht mehr geschafft hätten. Denken Sie
z.B. an den textilen Einzelhandel.

Leser: Wie sieht es mit Haftungsfragen
(Stichwort “Rechtskauf”) beim DL-Franchising aus? Was sollte hier beachtet
werden?

Waltraud Martius: Das ist eine
juristische Frage und darf von mir als Betriebswirt nicht beantwortet werden.
Ich empfehle Ihnen den Kontakt zu einem der Franchise-Rechtsspezialisten und
nenne Ihnen gerne Namen und Kontaktdaten, wenn Sie das möchten.

Leser: Ich schreibe auch gerade meine
Diplomarbeit zum Thema Franchising. Vielleicht kann ich mit dem Herrn bzw. der
Dame aus Paderborn in Kontakt treten?

Waltraud Martius: Wenn Sie da
jetzt Ihre Kontaktdaten reinschreiben, dann werden diese sichtbar für ihren
Kollegen. Gemeinsam gehts ja bekanntlich besser, das hat ja schon Ray Kroc, der
Begründer von McDonald’s gesagt.”None of us, is as good as all of us”.

Leser: Alaaf und Helau: Ich möchte ein
Franchisesystem in der Modebranche aufbauen. Welche Strategie würden Sie in
einem Marktumfeld empfehlen, das durch einen ausgeprägten Verdrängungswettbewerb
gekennzeichnet ist?

Waltraud Martius: Klare
Markenpositionierung, klares Konzept, zielgruppengerechtes Sortiment, klar
erkennbare Preispolitik und das beste lokale Marketing, das Sie sich leisten
können und Ausbildung, Ausbildung, Ausbildung der FN und Mitarbeiter, damit
diese in ihrem lokalen Umfeld dann die Besseren sind. Und: Erfolg ist Konzept u
n d Beharrlichkeit.

Leser: Kann man das Franchise-Handbuch
aufgrund eines einzigen Pilotbetriebes erstellen? Wie finde ich die
multiplizierbaren Erfolgskriterien heraus?

Waltraud Martius: Ja, das geht,
wenn ein Pilotbetrieb ausreicht um zu dokumentieren, dass der Erfolg möglich
ist. Die mulitzipierbaren Erfolgsfaktoren gilt es dann zu definieren und anhand
der Erfolge im Pilotbetrieb zu beschreiben: z.B. Eröffnungswerbung, Ausbildung,
WWS….. usw. und bei der Erstellung Ihrer Know-how – Dokumentation erkennen Sie
dann gut die Lücken, die es zu schliessen gibt. Natürlich wäre es gut, auch noch
einen 2. oder 3. Pilotbetrieb zu machen.

Leser: Warum sollte der Franchise-Vertrag
nicht zu juristisch sein – ich möchte mich doch so gut wie möglich
absichern?

Waltraud Martius: Ja, das ist die
eine Seite als Franchisegeber, aber es sollte ein sehr fairer,
partnerschaftlicher Vertrag sein, der Sie und Ihr System auch gut verkauft, denn
immerhin ist der Partnermarkt ein Nachfragermarkt und die “Ware Existenzgründer”
gibt es nicht wie Sand am Meer. Und da sind zu juristische Formulierungen
oftmals abschreckend.

Leser: Keine Frage, nur eben zur
Kontaktaufnahme mit dem User, der auch seine Diplomarbeit über Franchising
schreibt. Mail mir: moni@kuntze.homeip.net. Dann können wir uns weiter
besprechen.

Waltraud Martius: Schon
gespeichert, viel Spass beim Kontaktaufnehmen und Diplomarbeitschreiben.

Leser: Soll ich meine Langfrist-Strategie im
Systemhandbuch darstellen? Wo ist die Grenze der Offenheit?

Waltraud Martius: Die Vision
sollten Sie im Handbuch schon aufzeigen, wo Sie gemeinsam mit Ihren Partnern hin
möchten und wo Ihre Strategie liegt. Nur nicht zu dick auftragen, bedenken Sie
immer, dass Sie das alles auch erreichen müssen und Ihr Partner verlässt sich ja
auf Sie und wenn es dann nicht so 100% eintrifft, kann das auch zu
Enttäuschungen führen.

Leser: Sind Ihnen “besondere” Fälle des
Franchising bekannt? So in Richung: hier wird von der Zentrale mehr vorgegeben
als anderswo oder hier ist der FN ziemlich frei in seinen Entscheidungen?

Waltraud Martius: Ja, denn die
Bandbreite des Franchising geht von “Soft – Franchising” bis zu “Hard –
Franchising” und je nachdem gibt es mehr oder weniger Serviceleistungen oder je
nachdem gibt es mehr oder weniger Freiheiten für den FN. Die Erfahrung hat aber
gezeigt, dass die Klarheit und Stringenz wesentliche Erfolgsfaktoren von
Franchisesystemen sind.

Leser: In welcher Form ist das Know-how zu
dokumentieren? Wie weiß ich, ob wir die Know-how-Anforderung des Franchising
wirklich erfüllen?

Waltraud Martius: In der
Gruppenfreistellungsveordnung für vertikale Vertriebsbindungen ist der Begriff
“know-how” sehr gut definiert. In der Praxis bedeutet das nichts anderes als
dass der Partner alle Informationen und Unterlagen und Instrumente und Wissen an
die Hand bekommen soll, damit er als Unternehmer erfolgreich ist. Und was muss
er lernen und seinen Mitarbeitern weitergeben, um eben vorort als Unternehmer zu
reüssieren. Um festzustellen, ob Ihr Know – how ausreichend dokumentiert ist,
sprechen Sie am besten mit den entsprechenden Franchise-Experten. Gerne sende
ich ihnen auch eine Checkliste, mit der Sie selber mal abgleichen können.

Leser: Ist die Know-how Dokumentation im
Franchising Bestandteil des Vertrages mit dem Franchisenehmer? Welche Punkte
sollten gegebenenfalls aus der Dokumentation ausgegliedert werden, um Risiken zu
vermeiden?

Waltraud Martius: Das Handbuch ist
ergänzender Bestandteil des Vertrages und durch den sogenannten
“Änderungsvorbehalt” im Vertrag kann das Handbuch auch einseitig abgeändert
werden. Welche Riskiken meinen Sie???? Im Normalfall ist es so, dass je besser
Ihr Know – how dokumentiert ist und Ihr Partner 100% Unterstützung erhält, desto
schneller wird Ihr FN erfolgreich sein und damit auch Ihr System.

Leser: Wir sind Franchisegeber in der
Werbebranche. Bei der Partnersuche stellen wir fest, dass die meisten
Interessenten bei der Eintrittsgebühr zurückschrecken. Gibt es Erfahrungen mit
der Stundung der Eintrittsgebühr durch den Franchisegeber?

Waltraud Martius: Wie hoch ist
ihre Eintrittsgebühr??? Möglicherweise zu hoch und damit schwer verständlich,
was die Gegenleistung ist. Schreiben Sie mir doch bitte, was Ihr FN dafür
erhält. Stundungen sind manchmal sinnvoll bzw. vereinbarte Ratenzahlungen.

Leser: Hat der Herr / die Dame aus Paderborn
Interesse an einem Erfahrungsaustausch zum Thema Franchising? Falls ja, soll er
/ sie sich bitte kurz bei mir melden. Meine E-mail: rofie@gmx.de

Waltraud Martius: Bitte direkt
Kontakt aufnehmen.

Leser: Besonders Großunternehmen aus der
Automobil- und Ölbranche vermeiden den Begriff „Franchising“ für ihr
Vertriebssystem. Gibt es einen Grund für diese Zurückhaltung?

Waltraud Martius: Ich denke, dies
ist die Historie. Früher waren es Pächtersysteme gerade in der Ölbranche und
jetzt gibt es auch Franchising. Und in der Autobranche gab es aufgrund der GVO
für KFZ meistens die Aleinvertragshändler. Das hat sich eben so entwickelt. Es
ist nicht wichtig was drauf steht, sondern was drinnen ist!!!!

Leser: Gibt es für Newcomer im Franchising die
Möglichkeit, nach Abschluss einer Vertraulichkeitsvereinbarung ein professionell
erstelltes Handbuch einzusehen? Könnten Sie mir bei direkter Kontaktaufnahme
Ansprechpartner nennen?

Waltraud Martius: Ja, das gibt es
auch ohne Vertraulichkeitserklärung. Schade, gerade am Montag hatten wir das DFI
– Spezialseminar zum Thema Handbuch. Gerne schicke ich Ihnen einen Checkliste,
die da bearbeitet wurde. Und da hatte ich auch 2 Handbücher dabei, die ich
herzeigen durfte. Wo sitzen Sie denn räumlich???

Leser: Gibt es eine bestimmte festgelegte
Vorgehensweise beim Aufbau eines Franchisesystems: 1., 2.,3. ….?

Waltraud Martius: Ja: 1.
erfolgreicher Pilotbetrieb und Geschäftskonzept 2. Festlegung ihres
Franchisepaketes 3. Erstellung der Know – how – Dokumentation, sprich Handbücher
4. Schliessung der dabei sichtbar gewordenen Lücken im geplanten System 5.
Erarbeitung aller fehlenden Instrumente Ihres Leistungspaketes 6. Festlegung der
Struktur und Aufgabengebiete Ihrer zukünftigen Franchisezentrale 7. Festlegen
der Arbeitschritte/Prozesse für Sie und Ihre Mitarbeiter. In den Stufen:
Rekrutierung, Systemintegration neuer FNs, lfde. Partnerschaft und De –
Rekrutierung. 8. Suche der Partner…… und dann geht die Arbeit so richtig
los……

Leser: Als Werbeagentur sind wir auf
elektronische Medien spezialisiert. Unsere Eintrittsgebühr von 16.000 EUR
umfasst v.a. umfangreiche sowie technisch sehr anspruchvolle Schulungs- und
Unterstützungsmaßnahmen.

Waltraud Martius: Das ist nicht
wenig, aber erscheint jetzt auch nicht zu hoch, ist die Leistung dazu
transparent gemacht??? Gibt es für diese Eintrittsgebühr ein
Finanzierungsmodell?? Wieviel Partner haben Sie???

Leser: Wie finde ich einen Berater, der sich
in der Gesundheitsbranche auskennt und uns beim Aufbau einer Franchisekette
fachmännisch betreut?

Waltraud Martius: Das
Branchenwissen sollten Sie als potentieller Franchisegeber mitbringen, denn auch
Ihr zukünftiger FG soll Ihnen ja Glauben schenken. Franchiseberatung sollte
branchenneutral sein, da die Erfolgsfaktoren des einen Franchisesystems gut auf
andere geplante Systeme umgelegt werden können. Die SYNCON International
Franchise Consultants sind seit 25 Jahren Spezialisten in diesem Gebiet. Gerne
führen wir mit Ihnen ein unverbindliches 1. Gespräch und vorab schauen Sie doch
vorbei auf www.syncon.de

Leser: Muss der Franchisegeber seinen
Franchisenehmern über die Verwendung der Eintritts- und Lizenzgebühren
Rechenschaft ablegen oder kann er sich nach Gusto privat bedienen?

Waltraud Martius: Der FG ist nicht
verpflichtet, Rechenschaft abzulegen, nur muss davon die Erbringung der
Dienstleistungen der Franchisezentrale bezahlt werden und das kostet zunächst
mal Geld, aber ein entsprechendes Gehalt und in späterer Folge Gewinne sollten
auch für den FG drinnen sein. Denn die Durstrecke bis zum Erreichen des
Break-even ist eh meistens lange genug.

Leser: Warum reicht es nicht aus, neuen
Partnern das Know-how in ausführlichen Schulungen zu vermitteln? Den Aufwand
einer ständigen Handbuchaktualisierung würden wir uns gerne sparen.

Waltraud Martius: Ja, aber die GVO
verlangt eine ausreichende Dokumentation des gesamten Know-hows und für die
Schulung müssen Sie ja auch Schulungsunterlagen haben. Und im Basistraining ist
ja das Handbuch die Schulungsunterlage. Wenn Sie aber Bestandteile Ihres
Know-hows haben, die permanenten Änderungen unterliegen, dann wäre es sinnvoll
über ein intranet / extranet zu arbeiten, das Bestandteil Ihres Handbuchs sein
kann.

Leser: Woran kann man die Verhältnismässigkeit
zwischen den Leistungen des FG und der dafür zu zahlenden Gebühren durch den FN
messen? Gibt es rechtliche Bestimmungen diesbezüglich (Stichwort
“Sittenwidrigkeit”)?

Waltraud Martius: Der einzige
Masstab dafür ist : “wieviel verträgt mein FN”, denn Ihr FN muss mit Ihnen –
trotz Bezahlung einer Franchisegebühr – besser gestellt sein, als alleine. Und
dann gibt es natürlich den Systemvergleich, dem sie als FG ausgesetzt sind. Es
stellt sich also nicht die Frage, wieviel will ich kurzfristig abkassieren,
sondern was muss ich an Leistungen meinen Partner erbringen, damit diese
erfolgreich in ihrer Region sind und wie können wir diese anfallenden Kosten im
System verteilen. Und die ersten Jahren müssen die meisten FGs zunächst mal
zuschiessen. Schauen Sie am besten auch in die Online-Messe auf
www.franchiseportal.de, da sehen Sie die FGS und können Vergleiche
anstellen.

Leser: Was muss passieren, dass die
Internationalisierung des Franchising richtig in Gang kommt oder anders gefragt:
Welche Steine müssen zuvor aus dem Weg geräumt werden?

Waltraud Martius: Zunächst müssen
sich die Franchisesysteme in ihren nationalen Gebieten erfolgreich bewähren,
dann müssen die Systeme, die internationalisieren wollen, auf das Zielland
adaptieren und dann kann es losgehen. Ein langer Weg, es braucht einfach noch
Zeit.

Leser: In Koblenz. Gibt es in unserer Gegend
demnächst ein weiteres Spezialseminar?

Waltraud Martius: Es gibt diese
Spezialthemen immer nur einmal im Jahr, da jeden Monat ein anderes Thema dran
ist. Gehen Sie doch mal auf die www.dfi-online.de, da finden Sie die nächsten
Seminare. Und eine ganz tolle Veranstaltung für zukünftige FG ist die “Schule
des Franchising”, eine 4-tägige Ausbildung für FG und Mitarbeiter von FGs, da
lernen Sie vieles und Handbuch ist auch ein Thema. Ich bin auch sicherlich mal
in ihrer Nähe und meistens habe ich ein Handbuch dabei, an dem ich gerade
arbeite und dass ich gerade für ein Basistraining mit neuen Mitarbeitern
benötige.

Leser: Würden Sie bei der Multiplikation bzw.
Partnersuche eher auf Online-Medien oder Printmagazine setzen? Leider ist unser
Budget zu begrenzt, um beide Wege intensiv zu beschreiten.

Waltraud Martius: Auf jeden Fall
Online-Medien, denn die sind die Zukunft und wenn Ihr Budget begrenzt ist (was
ganz normal ist), dann online.

Leser: Gibt es ein Internetportal, mit dessen
Hilfe ich durch Eingabe meines Qualifikations- und Erfahrungs-Profils nach einem
zu meinen Fähigkeiten passenden Franchise-Angebot “maschinell” suchen kann,
ähnlich dem bidirektionalem Matching bei “www.arbeitsagentur.de” und anderen
Jobbörsen im Internet ?

Waltraud Martius: Nicht ganz so
exakt, aber sprechen Sie doch mal mit Herrn Kessler vom FranchisePORTAL, die
sind mit ihrer Online-Messe sehr erfolgreich.

Leser: Kürzester Weg zur
Know-how-Dokumentation – im stillen Kämmerlein oder in Workshop aller
Beteiligten?

Waltraud Martius: Sowohl als auch.
Zunächst das Franchisepaket, dann die Gliederung und dann Team gründen,
zuarbeiten, externen Franchiseberater hinzuziehen und arbeiten, arbeiten ,
arbeiten……

Leser: Guten Tag Frau Martius, ich kann das
Gleiche bestätigen, wie der andere Franchisegeber aus dem Werbebereich. Das
Interesse ist vorhanden, die Begeisterung auch, jedoch sobald es um notwendige
Zahlungen vorab geht, lässt das Interesse sofort nach. Die Angst der
potentiellen Partner zu versagen ist vorhanden und somit die Angst um den
Verlust der Einstiegskosten. Gibt es Erfahrungen, wie Interessenten reagieren,
wenn man Ihnen die Einstiegskosten gestaffelt und erfolgsorientiert anbietet?
Die Konsequenz bei Misserfolg (Worst Case Fall) wäre dann wieder der Verlust des
Gebietes, jedoch der Einstiegsverlust wäre dabei geringer. Erfahrung: Die FN
Interessenten sind momentan sehr risikoscheu.

Waltraud Martius: Ja, das ist eine
Hürde, aber auf der anderen Seite “was nichts kostet, ist nichts wert”. Ein
bisschen darf es schon kosten. Würde es spalten, einen geringeren fixen Betrag
und den Rest erfolgsabhängig. Und Sie können das bei jedem FN anders gestalten,
das bekommt man schon hin. Aber bitte klar definieren.

Leser: Wir konnten bisher sechs Partner
gewinnen, die überwiegend auch erfolgreich sind. Die Leistungen der Zentrale
wurden von uns detailliert aufgeschlüsselt. Ein Finanzierungsmodell haben wir
nicht, was empfehlen Sie?

Waltraud Martius: Sehr oft ist die
Aussage der FN, das ist mir zu teuer, die Botschaft, das kann ich nicht
finanzieren….. Sprechen Sie mit Banken, präsentieren Sie Ihr System
professionell, geben Sie den pot. FNs eine perfekt aufbereitete Bankeninfomappe
(siehe dazu www.syncon.de im Shopbereich) und haben Sie erfolgreiche FNs bei
Ihrem Gespräch mit pot. FNs dabei, bzw. empfehlen Sie die Kontaktaufnahme, falls
Sie nicht mit Systempräsentationen, sondern mit Einzelgesprächen arbeiten. Und
wenn Sie vom Partner überzeugt sind, dann geben Sie ihm einen Teil zurück, wenn
es nicht funktioniert. Aber bitte klar definieren, welchen, nicht alles, er
bekommt ja auch viel dafür.

Leser: In welchen Fragen sollte man einen
Rechtsanwalt beim Aufbau eines FS einschalten? Wo lauern aus Sicht des FG die
rechtlichen Fallstricke?

Waltraud Martius: Wenn Ihr
Franchisekonzept fertig entwickelt ist, Sie alle Details erarbeitet habe, das
Handbuch fertig ist und die Instrumente und Tools, dann erstellen Sie einen
Regelungskatatalog, was alles in den Vertrag soll und dann gehen Sie zu einem
Juristen. Und achten Sie auf die Partnerschaftlichkeit, die Ausgewogenheit des
Vertrages und die Verkäuflichkeit.

Leser: Liebe Frau Martius, nur eine kurze
Frage: Wir sind Franchisegeber im Handwerksbereich und an einer
ISO-Zertifizierung interessiert. Inwieweit können franchise-übliche Handbücher
die Zertifzierung erleichtern? Erleichtert die Erfüllung der ISO-Normen
umgekehrt die Franchisegeber-Aufgaben?

Waltraud Martius: Zweimal ja,
wobei es von der Qualität Ihrer jetzigen Handbücher abhängt, was Sie verwenden
können und das QM Handbuch ja primär die Abläufe zur Erbringung Ihrer
handwerklichen Leistungen dokumentiert, während im Franchisehandbuch ja noch
viele andere Bereiche angesprochen werden. Und das Erkennen, dass Arbeiten mit
klar definierten Prozessen Spass macht, ist auch für die Mitarbeiter von
Franchisezentralen eine gute Erkenntnis. Am besten erarbeiten Sie dann auch noch
alle weiteren Prozesse Ihrer Franchisezentrale schriftlich in der geeigneten
Form. Z.B wie rekrutieren wir FNs, wie betreuen wir diese, wie bereiten wir eine
Jahrestagung vor, wie organisieren wir die Weiterbildung, wie gewährleisten wir
unsere Know-how-Dokumentation usw……

Leser: Mit welchen rechtlichen Problemen haben
die FN in einem FS am meisten “zu kämpfen”? Welche Ansprüche stellen FN an den
FG?

Waltraud Martius: Der absolut
gerechtfertigte Anspruch der Erfüllung des Vertrages. FNs sind dann unzufrieden,
wenn die Versprechungen der FGs nicht gehalten werden.

Leser: Es existieren Anfragen von der Schweiz
und anderen Ländern. Vorstellung ist, einen Masterpartner erst zu definieren,
wenn Erfolg und Vertrauen vorhanden ist. Vorläufig würden dies FN´s von hier
betreut oder ist in anderen Ländern grundsätzlich eine nationale Firma als
Brücken-Partner notwendig und diese suchen dann die nationalen FN´s?

Waltraud Martius: Nein, machen Sie
direkt Franchising, das Masterfranchising funktioniert in den seltensten Fällen.
Es gibt 5 Arten der Auslandsexpansion. Einen Vortrag dazu finden sie auf
www.syncon.at. Schauen Sie sich das mal an. Wenn Sie nicht zu viele FNs in einem
Land geplant haben und nicht einen “Warenversorger” benötigen, kann
DirektFranchising oder die Arbeit mit einem Area Developer viel erfolgreicher
sein.

Leser: Wahrscheinlich ist meine Frage etwas
naiv: Wie ermittele ich konkret das auszuschöpfende Marktpotential? Können Sie
mir Quellen für Branchenstatistiken nennen?

Waltraud Martius: Die Frage ist
berechtigt, nur kann ich sie nicht beantworten, da dies von der Branche abhängt.
Sagten sie nicht “Mode”? Dann kannn Ihnen das BBE in Köln oder die Zeitschrift
Textilwirtschaft sehr helfen. Aber am besten gehen Sie zu Ihrer IHK, die helfen
da weiter.

Leser: Lässt sich anhand des Syncon-Leitfadens
zum Systemaufbau ein Franchisesystem ohne Einschaltung von Franchise-Beratern
entwickeln? Machen Sie sich damit nicht selbst überflüssig?

Waltraud Martius: Danke für die
Sorge. Überflüssig sind wir Franchiseexperten nie ganz, bringen wir doch die
Erfahrung von ein paar hundert erfolgreichen Franchiseprojekten ein. Der SYNCON
– Leitfaden kann aber tatsächlich Beratungstunden ersparen, die Basis eines
Systems kann dadurch selbst gelegt werden und unsere Beratung wird dann noch
gezielter eingesetzt.

Leser: Gibt es Experten, die kostenlos bei der
Erstellung eines FS helfen? Gerade am Anfang ist ja mit einer hohen
Kostenbelastung zu rechnen.

Waltraud Martius: Die wären dann
alle verhungert…… Auch Franchiseberater müssen essen und haben Kosten wie
Miete, usw…. Nein, Spass beiseite, die gibt es natürlich nicht.

Leser: Gibt es branchenabhängige Zahlen, an
denen man ablesen kann, wie hoch die Vertrags-Abschlussquote in Bezug auf die
FN-Interessenten ist? Gibt es dabei auch zeitliche Abhängigkeiten?

Waltraud Martius: Branchenabhängig
nicht, aber wir Franchiser wissen, dass die Quote gerade zu Beginn 100:10:1 ist,
d.h. 100 Kontakte, 10 ernste Gespräche, ein Abschluss. Und der Zeithorizont ist
so zwischen 2 und 6 Monaten, das ist systemabhängig.

Leser: Wann macht die Zusammenarbeit mit
Rekrutierungsagenten wie goFranchise oder Initiat für ein Franchise-Unternehmen
Sinn?

Waltraud Martius: Das ist eine
Massnahme von den vielen Rekrutierungswegen, die gegangen werden müssen. Sind
beide zu empfehlen. Vereinbaren Sie klare Spielregeln und definieren Sie das
Anforderungsprofil. Je klarer alle Beteiligten wissen, welchen Partner Sie
suchen, desto einfacher ist es für alle Beteiligten. Manche FGs machen
allerdings den Fehler, dass sie dann selber auf Rekrutierungsmassnahmen
verzichten, das ist falsch. Z.B. muss unbedingt parallel auch dazu die online
Möglichkeiten genutzt werden und professionelle PR für das System gemacht
werden.

Leser: Die Online-Portale/Messen sind eine
ausgezeichnete, vor allem preiswerte Variante für die FN-Aquisition (siehe
franchiseportal.de). Wie sind die Erfahrungen derer, die sich trotzdem auf die
Live-Messen begeben haben? Ist dies im Verhältnis zu den Kosten
empfehlenswert?

Waltraud Martius: Das hängt von
Ihrer Zielgruppe an potentiellen FNs ab, aber die Messen haben auch nicht den
Charakter de Franchiseplattform erfolgreicher Systeme und daher ist es auch eine
langfristige PR hier dabei zu sein.

Leser: Bei der großen Anzahl von FG´s in den
Portalen und den intensiv blinkenden Banners der einzelnen Anbieter ist die
Verwirrung für potentielle FN´s groß. Gibt es Studien von FN-Aussagen, die
mitgeteilt haben, nach welchen Kriterien diese “ihr” Unternehmen gefunden haben
und welche Bedeutung dabei die Banner haben oder auf was die FG´s besonders zu
achten haben, um Aufmerksamkeit und Interesse zu bekommen?

Waltraud Martius: Nein, dazu gibt
es keine Studien, aber die Erfolge der FGS in den Online-Medien und die
Zufriedenheit der FGs zeigen, dass die Online- Messe-Experten das schon richtig
machen.

Waltraud Martius: Vielen Dank
für alle Ihre Fragen und Beiträge. Wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und Spass
mit Franchising, Ihre Franchiseexpertin Waltraud Martius

Waltraud Martius
SYNCON International Franchise Consultants

Waltraud Martius ist Franchise-Beraterin und Mitbegründerin des Österreichischen Franchise-Verbandes (ÖFV). Außerdem ist sie Mitherausgeberin und Autorin mehrerer Bücher über Franchising.

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