Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Franchise: Neuigkeiten aus der Markenwelt

Thomas Matla: Guten Tag liebe
Chat-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen. Was gibt es Neues in der Markenwelt, das
ist das heutige Thema. Ich freue mich auf Ihre Fragen und einen aktiven
Austausch rund um die Marke im Franchising.

Leser: Guten Tag Herr Matla: Welche aktuellen
Entwicklungen in den neuen Medien wirken sich auf den Markenaufbau im
Franchising besonders aus?

Thomas Matla: Guten Tag, das ist
sogleich eine ganz spezielle, wahrscheinlich aber auch brennende Frage. Sie
sprechen damit den großen Bereich der neuen Technologien an und in wieweit diese
sich auf Unternehmen, speziell Franchise-Systeme auswirken. Grob spielen dabei
zurzeit zwei Ansätze eine bedeutende Rolle. Zum einen die stationären
internet-basierten, sozialen Medien, wie Facebook, Twitter, Xing etc. Diese
bewirken, dass Informationen schneller, umfassender und zu jeder Zeit erhältlich
sind. Hierdurch bekommen Kunden einen Vorteil, den sie vorher nicht hatten, wie
eine bessere Preis- und Qualitätskompetenz. Für Franchise-Systeme ist das
wichtig, da eine Preisvergleichbarkeit unterschiedlicher Verkaufsorte erreicht
wird. So kann für das gleiche Produkt auf der Online-Plattform eines
Franchise-Systems nicht wirklich ein niedrigerer Preis als im Laden des
Unternehmens angeboten werden. Die zweite wichtige Technologie sind mobile
Medien, die Smart-Phones. Hierdurch ergeben sich vielfältige neue Chancen.
Einerseits können Informationen vor dem POS, selbst wenn dieser geschlossen ist,
kommuniziert werden. Andererseits bieten Unternehmen, wie Four Square oder
Facebook Places besondere Angebote, die Kunden beim Einchecken in teilnehmende
Geschäfte geboten werden. Die neuen Medien können fundamentale Auswirkungen auf
Franchise-Systeme haben.

Leser: Hallo Herr Matla – Ist die virtuelle
Markenwelt in Second Life noch ein Thema für Markenexperten? Gibt es neuartige
Plattformen in 3D-Architektur, die Second Life ablösen könnten?

Thomas Matla: Second Life ist meines
Wissens kein “heißes Thema” mehr. Technologische Entwicklungen gehen jedoch mit
einer derart rasanten Geschwindigkeit einher, dass Franchise-Systeme in alle
Richtungen beobachten sollten und am besten einen Spezialisten für Neue
Technologien an sich binden sollten. Märkte in den USA sollten dabei nicht aus
den Augen gelassen werden, denn von hier kommen noch immer durchschlagende
Innovationen, die Franchise-Systeme in Deutschland, Österreich und der Schweiz
bedrängen können. Man denke nur an Social Commerce-Plattformen wie
“Groupon”.

Leser: Guten Morgen! Wie sollte heutzutage ein
gelungener Web-Auftritt aussehen, um sich positiv auf Markenwerte wie Vertrauen,
Sympathie, Treue etc. auszuwirken?

Thomas Matla: Das lässt sich wohl so
pauschal nicht sagen. Vielmehr hängt Ihr Webauftritt maßgeblich von Ihrer
Branche ab sowie den Einstellungen und Bedürfnissen Ihrer Zielgruppe in diesem
Bereich. Die Differenzierung von Ihren Konkurrenten spielt dabei ebenfalls eine
wichtige Rolle, sollten diese zum Beispiel die gleichen Markenwerte besetzen.
Wichtig ist die Konsistenz zu Ihrem sonstigen Unternehmensverhalten und
-auftritt. Die Gesamtpersönlichkeit muss stimmen. Das Vertrauen, das Sie
erzeugen wollen, ist ja ein Ergebnis Ihres Verhaltens, Ihrer Kommunikation,
Ihrer Dialogfähigkeit und Offenheit. Vertrauen ergibt sich aus Berechenbarkeit.
Sie möchten damit Unsicherheit verringern und die Erfolgswahrscheinlichkeit für
eine langfristige Interaktion erhöhen.

Leser: Guten Morgen Herr Matla, ich habe in
einem Artikel von Ihnen gelesen, dass 5-Sinne-Marketing immer wichtiger wird.
Können Sie mir das etwas näher erläutern? Ich habe ein System im Bereich
Zeitarbeit aufgebaut und mich interessiert, was ich da machen könnte.

Thomas Matla: Nun, Markentrends ergeben
sich ja daraus, dass Unternehmen größeren Veränderungen, Verschiebungen und
Trends im Weltgeschehen oder in Bezug auf kleinere Bereiche mit ihrem Angebot
folgen. Die Globalisierung und Technologisierung unserer Welt führt zu einer
zunehmenden Komplexität und Schnelligkeit, der sich Menschen ausgesetzt sehen.
Also Folge sehnen sie sich nach Einfachheit, Überschaubarkeit und Sinnlichkeit.
Das Rheingold-Institut, vertreten durch Herrn Stephan Grünewald, hat in einer
Jugendstudie dazu zum Beispiel herausgefunden, dass Jugendliche sich vermehrt
nach Stabilität und Berechenbarkeit sehnen. In diesem Zusammenhang spricht Herr
Grünewald von einer “Bewegung hin zu neuer Kleinbürgerlichkeit”. Biedermeier,
Eichenschrankwände etc. zählen verstärkt. Beobachten kann man das selbst in
Großstädten, wie Berlin, Hamburg oder Zürich, wo verstärkt Schrebergärten von
der 30+ Generation zurückerobert werden. All das aus einer Sehnsucht nach
sinnlichen Erfahrungen, die dazu verstärkt selbstbestimmt realisiert werden. Die
Neuromarketing-Spezialisten haben mit ihren Computertomographen zudem
herausgefunden, dass eine Kombination unterschiedlicher Sinnesansprachen eine
stärkere Wahrnehmung und Erinnerung ermöglicht. Was hat das jetzt konkret mit
Ihrem Zeitarbeitssystem zu tun? Zum einen sind Sie auf verschiedenen Märkten
aktiv. Sie sprechen sowohl Partner und Partnerinnen als auch Kunden an, die Sie
vermitteln wollen. Jetzt stellt sich die Frage, wie Sie diese Märkte bisher
bewusst angesprochen haben. Nur visuell, über Anzeigen, Broschüren und
Prospekte? Oder auch akustisch, über Ihren AB, über eine bestimmte
Gesprächsführung oder ähnliches? Oder auch über das Tastgefühl, über haptische
Erlebnisse. Viel zu wenig wird über die Wirkung der Gestaltung von Verkaufsorten
unter Markengesichtspunkten diskutiert. Wie fühlt sich ein Verkaufs- oder
Dienstleistungsort an? Gibt er Sicherheit oder irritiert er? Beruhigt er durch
bestimmte Düfte, Farben und eine spezielle Beleuchtung oder regt er auf, durch
ein ungeordnetes, weil unbewusst gestaltetes emotional erlebbares Chaos. Eine
limbische Hinterfragung von Verkaufsortdimensionen halte ich für sinnvoll, wie
unsere strukturierten Store-Checks auch zeigen.

Leser: Guten Morgen, Herr Matla. Was ist bei
der Umsetzung eines Markenwelt-Konzeptes im Rahmen der Markenkommunikation
besonders zu beachten?

Thomas Matla: Nun, für diese Frage ist
eine sehr umfangreiche Beantwortung notwendig. Eigentlich! Ich will es kurz
versuchen: In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Horizont finden Sie ein
Interview mit Herrn Markus Pinger, Vorstand der Beiersdorf AG. Dieser versucht
gerade Beiersdorf für die Zukunft neu aufzustellen. Wichtig dabei sind aktuelle
Ansätze, wie das “Collaboration”. Darunter ist eine bereichsübergreifende
Zusammenarbeit im Sinne der Marke über alle Fachbereiche hinweg gemeint. In
unserem “Praxisbuch Franchising”, das Ende letzten Jahres erschien, haben wir
das als Brand Marketing bezeichnet. Marketing umfasst nicht nur den Bereich
Kommunikation, sondern eben auch die Bereiche Sales, Logistik, Einkauf und
Produktentwicklung zum Beispiel. Eigentlich hat Philip Kotler, der amerikanische
Marketing-Papst das bereits in den 80er Jahren so formuliert. Heute ist es
wieder aktueller denn je. Und Beiersdorf wird von der gesamten Branche dabei
beobachtet. Aber auch Henkel verfolgt den ressortübergreifenden Ansatz, wie Sie
in der absatzwirtschaft 1/2011 nachlesen können. Wichtig ist, eine Marke braucht
einen Gesamtansatz, eine Gesamtstrategie und ein Gesamtkonzept, um langfristig
nachhaltig am Markt zu bestehen. Die Kommunikation, die Werbung, Public
Relations, Verkaufsförderung, Promotions sowie die neuen Dialogformen sind nur
ein – wenn auch wichtiger – Teil der gesamten Markenprofilierung.

Leser: Wir wollen unsere Marke etwas
“restaurieren” oder besser gesagt auffrischen. Wie kann ich unsere
Franchisepartner auf ein neues Image einschwören?

Thomas Matla: Sicherlich nicht “Top
Down”, von oben nach unten, sondern durch Kollaboration. Durch Einbindung in die
Markenarbeit. Ihre Partner und Partnerinnen sind Ihre Markenbotschafter. Die
Marke sollte ihnen entsprechen oder besser, die Marke sollte zu ihnen passen. So
lange Sie den Markenkern, so er noch zeitgemäß ist, nicht verändern, sollte eine
zeitgemäße Auffrischung im 5-Sinne-Erscheinungsbild Ihrer Marke kein Problem
bereiten. Sie sollten diesen Prozess jedoch präzise planen, moderieren und
führen (!), damit er Ihnen nicht entgleitet und im Chaos endet. Ich halte von
dem oft im Zusammenhang mit den Sozialen Medien diskutierten Formen, die Macht
der Marke an die Zielgruppe zu geben, nicht so besonders viel. Im Einzelfall
funktioniert das, wie zum Beispiel beim Getränkehersteller “Premium”, dem
Cola-Getränk, das in rund 80 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz
vertrieben wird. Meistens jedoch nicht. In Franchise-Systemen halte ich es für
eine Gefahr.

Leser: Mich interessieren die
Kommunikationstrends: Die Werbeakzeptanz nimmt ab, immer mehr Menschen klagen
über zu viel Werbung. Können die mobilen Medien dazu beitragen, der wachsenden
Ablehnung zu entgehen? Ich habe gelesen, dass man demnächst beim Stadtbummel per
Handy über Angebote in Sichtweite liegenden Geschäfte informiert wird. Wann wird
es so weit sein?

Thomas Matla: Interessante Frage. Ja,
die aktuellen Studien zeigen, dass die Akzeptanz klassischer Werbung nicht
zunimmt. Anders, bei Formen die technologisch getrieben sind. Schauen wir uns
das iPad an, ist es noch immer so neu und ästhetisch faszinierend, dass Menschen
darauf alles sehen wollen, auch Werbung. Bisher sind es eher klassische Ansätze,
die hier verfolgt werden, demnächst werden iPads wohl dem Fernsehen (zumindest
was Werbebudgets angeht) Konkurrenz bieten. Die von Ihnen angesprochenen mobilen
Kommunikationsformen, die Bedürfnis spezifisch Zielgruppeninformationen
versenden, sind bereits im Kleinen in der Anwendung. Formen wie
Facebook-Angebote oder Foursquare werden bereits von Franchise-Systemen genutzt.
Ich glaube, dass es diesbezüglich schnell Entwicklungen in ganz unterschiedliche
Richtungen geben wird. Zum einen Dienste, die einem Leistungen eines Geschäftes
quasi im Vorbeigehen kommunizieren. Eine viel größere Gefahr für stationäre
Franchise-Systeme sehe ich aber von den oben genannten Diensten wie “Groupon”,
“Google Offers” und “Living Social” ausgehend. Hier bieten Dienstleister
internetbasiert lokal Rabatte und Discounts, immer dann, wenn sich genügend
Abnehmer für ein Produkt oder eine Leistung finden. Dadurch wird online
Einkaufsmacht gebündelt, die Händlern echt gefährlich werden kann, zumal diese
Anbieter von Venture Kapitalgebern finanziert werden.

Leser: Wie wirken sich die technologischen
Umwälzungen auf die Kommunikationsgewohnheiten in den traditionellen
Massenmedien aus? Was für Konsequenzen hat diese Entwicklung für die
Markenführung?

Thomas Matla: Meiner Ansicht nach wird
die Bedeutung traditioneller Massenmedien abnehmen, wenn es diesen nicht gelingt
die Neuen Technologien mit zu integrieren. Sie kennen sicherlich die Plakate,
aber auch Produktanhänger oder Flaschenetiketten, die heute schon mit dem Smart
Handy gescannt werden können, um Zusatznutzen zu erhalten. Budgets für den
Markenaufbau werden stärker ins Internet und in Mobile Medien investiert werden.
Die Markenführung wird dadurch stärker gefordert, wirklich profilierende
Markenwerte zu formulieren, die glaubhaft, differenzierend und faszinieren für
die Marke und das Unternehmen stehen können, da diese möglichst verlustfrei in
alle Medien kommuniziert werden sollten.

Leser: Was muss ein Franchise-Unternehmen bei
der Auswahl und dem Einsatz von Promis beim Markenaufbau beachten? Mrs. Sporty
scheint diesen Weg mit Steffi Graf ganz erfolgreich zu gehen.

Thomas Matla: Steffi Graf ist wirklich
ein wünschenswertes Testimonial. Sie steht klar für positive Werte und ihr
Verhalten über Jahre gibt keinen Anlass für irgendwelche Kritiken. Die meisten
Menschen sind aber Menschen und deshalb an sich schon fehlerhaft. Wir kennen das
von Fußballspielern, Filmstars und Politikern. Die Frage ist, ob diese Fehler,
so sie denn von Ihrem Testimonial begangen werden, Schaden für Ihr System
bringen. Können eventuelle Problemfälle Ihr System gefährden? Wo liegen die
Risiken? Wo die Chancen? Eine SWOT-Analyse kann Ihnen hier weiterhelfen, nicht
nur die Beliebtheitserhebungen der Vergangenheit oder Gegenwart. Nein, was kann
zukünftig passieren und wie gehen wir mit unserem System um, wenn der Worst Case
eintritt. Ich denke, dass bei der Nutzung von Testimonials die Glaubwürdigkeit
sowohl des Testimonials als auch des Systems gefragt ist. Und eine
Exit-Strategie inklusive PR-Strategie für mögliche Schadensfälle. Denn nicht
jedes System kann sich eine Steffi Graf oder einen Franz Beckenbauer
leisten.

Leser: Sie sprachen eben die Vermittlung von
Sicherheit oder Irritation an den Verkaufs- oder Dienstleistungsorten an. Könnte
sich daraus ein Vorteil für erprobte und standarisierte Franchise-Konzepte
ergeben, deren Standorte überall gleich aussehen?

Thomas Matla: Ein wirklich im Sinne der
Marke durchkomponierter Verkaufs- oder Dienstleistungsort, der durch einen
Pilotbetrieb getestet wurde, ist eine echte Stärke. Die schnelle und
standardisierte Vervielfältigung dieses damit erworbenen Wissensvorsprungs ist
die Besonderheit des Franchisings. Deshalb irritiert mich oft, wenn in neuen
Geschäften etwas “aus dem Bauch heraus” im Geschäft des Franchise-Nehmers/ der
-Nehmerin “erprobt” wird, was eigentlich in den Pilotbetrieb gehört. Gerade das
erprobte Erfolgskonzept möchte doch der Franchise-Nehmer übernehmen.

Leser: Welche charakteristischen Eigenschaften
haben Gewinnermarken?

Thomas Matla: Hierzu gab es wohl vor
kurzem eine neu publizierte Ausarbeitung, die in der Fachpresse nachzulesen ist.
Diese erfolgreichen Marken sollten demnach sowohl bedürfnisgetrieben als auch
langfristig marketing- und markenorientiert sein. Das teile ich aus unserer
Praxis voll und ganz. Vertrauen spielt dabei eine wichtige Rolle. Darüber hinaus
spielen die Qualität, Lebendigkeit und eine gewisse Vernetzung eine wichtige
Rolle. Wichtig scheint mir eine klare Markenidentität; sowohl im inneren
Markenbild als auch in der äußeren Darstellung, sowohl in der Kommunikation als
auch im Verhalten. Auf den Markentrend “Nachhaltigkeit” würde ich noch eingehen
wollen. Die Maslow’sche Bedürfnispyramide spielt selbst in unserem neuronalen
Zeitalter noch immer eine wichtige Rolle. Die Positionierung einer Marke, so sie
erfolgreich sein sollte, muss aber immer ihr gesellschaftliches Umfeld und die
aktuellen, wie zukünftigen Werte berücksichtigen. Die stimmige ökonomische,
ökologische und soziale Nachhaltigkeit einer Marke im medienübergreifenden Sein,
Handeln und Kommunizieren ist meiner Ansicht nach für aktuelle und zukünftige
Marken erfolgsentscheidend und eine große Herausforderung für Franchise-Systeme.
Einige haben diese Herausforderung bereits angenommen, wie die Franchise-Systeme
Reno, Icon sowie Town&Country zeigen.

Leser: Bisher habe ich gedacht der Name
reicht. Habe für meine Firma im Handwerk den Namen eintragen lassen. Eine Marke
ist wohl was anderes. Können Sie mir sagen, wo ich anfangen kann in diese
Richtung zu denken??

Thomas Matla: Das lässt sich mit einer
kurzen Antwort so für mich nicht klären. Schauen Sie doch einfach mal in die
aktuelle Franchise-Literatur, gern auch in unser Buch. Hier gibt es gute
Einführungen in die Franchise- und auch Markenarbeit. Darüber hinaus bieten die
Franchise-Verbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz gute
Weiterbildungen an. Im Mai beginnt beispielsweise der neue Kurs des Schweizer
Franchise-Verbandes in Zürich, bei dem wir auch als Dozenten tätig sind.

Leser: Rechnen Sie mit einer zunehmenden
Bedeutung der Markenführung für Franchise-Unternehmen? Welche Kompetenzen
müssten dafür in den Systemzentralen entwickelt oder eingekauft werden?

Thomas Matla: Ich halte den
Markenaufbau und die Markenführung für all die Franchise-Systeme für besonders
wichtig, die nicht allein über den Preis verkaufen wollen. Wichtig dafür ist
eine markenaffine Kultur im Unternehmen. Franchise-Geber/in und Partner/innen
müssen dafür aufgeschlossen und sensibel sein und sich mit der Markenarbeit für
ihre Marke identifizieren können. Sodann halte ich es für wichtig, dass jemand
in der Franchise-Zentrale für die Marke Verantwortung übernimmt, sich die
Markenbrille aufsetzt und auch Entscheidungskompetenz hat. Das nötige
Markenwissen kann erworben werden. Ich empfehle dafür Inhouse-Workshops mit
Ihrem Team, in Ihrem Unternehmen. Sie können individuell informativ, motivierend
oder lösungsorientiert sein. Das ist situations- und firmenbedingt. Wichtig im
Markenaufbau: die Firmenleitung muss ihn wollen, muss die Vorteile verstehen
oder verstehen lernen wollen.

Leser: Können Sie mir einen bekannten
Markenartikler nennen, dem es vorbildlich gelungen ist, emotionale Markenwelten
mit multimedialen Mitteln aufzubauen?

Thomas Matla: Google.

Leser: Wie intensiv müssen die Werbeimpulse
sein, damit die Konsumenten einen erfolgreichen Sportler mit einer bestimmten
Marke in Verbindung bringen?

Thomas Matla: Ich würde das Wort
“intensiv” vielleicht eher durch “relevant” ersetzen. Wenn eine
Identifikationsfigur für eine bestimmte Zielgruppe wirklich relevant ist, dann
wird sie ihre Wirkung generieren, auch bei kleineren Budgets.

Leser: Was halten Sie von den Versuchen,
Zeitschriften zur Verlinkung mit dem Internet mit Barcodes für Smart-Phones zu
versehen oder kleine Videos in die Seiten zu integrieren? Der
Aufmerksamkeitswert dürfte für die beworbenen Marken jetzt noch groß sein.

Thomas Matla: Wie sich gezeigt hat, hat
die Entwicklung und der Verkauf von Smart Phones dazu beigetragen, dass
Menschen, die eher kleine Telefonbudgets hatten, nun plötzlich dauernd online
sind. Es macht eben Spaß mit diesem noch immer neuen und ästhetischen Gimmick
Dinge anzustellen. Es erheitert meine Welt als Konsument, es lässt mich aus der
Realwelt heraustreten in eine Phantasiewelt. Zusätzlich erhalte ich sofortige
Belohnungen, spielerisch. Das ist als erwachsener Konsument doch so sonst kaum
möglich. Hierin sehe auch ich die Treiber für die weitere Nutzung dieser
Smartphones.

Leser: Manche Marken verschwinden plötzlich –
zumindest in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit – und tauchen dann manchmal nach
Jahren wieder auf. Welche Gründe gibt es dafür?

Thomas Matla: Nun viele von Ihnen haben
in ihrem Lebensphasenmodell den Lebenszenit überschritten. Die Abverkäufe gehen
zurück, die Deckungsbeiträge auch, bis man sie vom Markt nimmt. Oder sie fallen
Sortimentsbereinigungen zum Opfer, weil sie nicht genug Umsatz und Gewinn
generieren. Markenrevivals oder Versuche, diese zu realisieren, können
vielfältige Gründe haben, wie auch der vorherige Niedergang. Bei einem aktuell
neuen Informationsstand und einer unbelasteten Marke kann es einen Versuch wert
sein, diese – so man eine relevante Nachfrage ermittelt hat – wieder zu
relaunchen. Beispiele davon gibt es genug.

Leser: Ist es bei der heutigen Medien-, Werbe-
und Nachrichtenflut für junge Marken überhaupt noch möglich, die gewünschte
Monopolstellung im Kopf des Konsumenten zu erlangen? Können Sie mir Beispiele
nennen?

Thomas Matla: Da kann ich Ihnen nur den
unterhaltsamen Artikel von Thomas Koch, dem wohl bekanntesten deutschen
Mediaplaner, in der Horizont Nr. 8/2011 auf Seite 20 ans Herz legen. Alles
verändert sich. Schon immer. Dennoch belegen die meisten Marken die gleichen
Medien, unabhängig von ihrer Positionierung und Zielgruppe. Und beklagen sich
dann, dass sie in diesem Verdrängungswettbewerb nicht wahrgenommen werden. Ich
schließe mich Thomas Koch an, es braucht Kreativität in der Mediaplanung, dann
sind einzigartige Positionierungen für Marken auch realisierbar. Wie groß eine
“Monopolstellung” denn für ein vorgegebenes Budget überhaupt sein kann, ist
sicherlich zu definieren. Ohne Budget ist man noch immer nicht sichtbar und
hörbar, also quasi nicht vorhanden, das bleibt wohl auch im Zeitalter der neuen
Medien so.

Leser: Worauf ist im Rahmen der
Markenkommunikation zu achten, um die „virtuelle“ Marke im Netz in
Übereinstimmung mit der „realen“ Marke vor Ort zu bringen? Kommt es bei
Widersprüchen zu einer Verwässerung der Marke?

Thomas Matla: Unter einer Marke
verstehe ich die gesamte Profilierung (z.B. eines Unternehmens oder Angebotes).
Diese kann sowohl virtuell als auch real existieren. Wichtig ist die größte
Selbstähnlichkeit der Marke in allen Bereichen, in Bezug auf die inneren
Markenwerte sowie äußeren Merkmale oder Verhaltensweisen. Oberstes Ziel ist die
Stimmigkeit der Gesamtpersönlichkeit, ähnlich wie bei der menschlichen
Persönlichkeit. Was traue ich der Marke zu, was kann sie glaubhaft erfüllen?
Wenn ich auf diese Fragen andere Antworten im Netz als in der Realität bekomme,
bin ich vielleicht irritiert. Das kann Ziel der Marke sein, zum Beispiel in der
Musik “Madonna” oder “Lady Gaga”. Meistens ist es nicht das Ziel. Dann sollte
ich auf die Markenkonsistenz besonders achten.

Leser: Ist es für Franchise-Unternehmen mit
größerem Markenportfolio einfacher oder schwieriger, eine Marke professionell zu
führen?

Thomas Matla: Es erfordert sicherlich
ein größeres Wissen, ein umfangreicheres Management sowie höhere Budgets, ein
Mehrmarken-Portfolio zu führen. Jede Marke braucht eine finanziell ausreichende
Finanzkraft sowie organisatorische Voraussetzungen. Unterfinanziert können
Marken oft nicht durch die Wahrnehmungsbarrieren brechen und können keine
ausreichende Zahl an Partnern/ Partnerinnen sowie Kunden und Kundinnen
generieren. Andererseits steigt das Markenwissen und erhöhen sich die
Markenerfahrungen. Zusätzlich können Nischen besetzt werden, ohne einzelne
Marken zu verwässern. Ein spannendes Thema.

Thomas Matla: Vielen Dank liebe
Chat-Teilnehmer und -Teilnehmerinnen. Das hat Spaß gemacht. Am 18.03.2011 gibt
es von uns einen neuen Chat, dann mit Prof. Veronika Bellone zum Thema
“Franchise-Aufbau: Was muss man beim Partner-Manual beachten”. Ich lade Sie
schon jetzt dazu ein. Einen erfolgreichen Wochenausklang wünscht Ihnen Ihr
Thomas Matla

Thomas Matla
Thomas Matla
Bellone FRANCHISE CONSULTING GmbH

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