Ratgeber & Podcast

für Franchisezentralen

Leistungs-Bausteine in Franchise-Systemen

Michaela Jung: Liebe
Live-Chat-Teilnehmer! Herzlich willkommen zum heutigen, gemeinsamen Live-Chat.
Ich freue mich auf einen spannenden Austausch.

Leser: Guten Morgen. Ich finde so ein
Forumwunderbar. wobei es sicher als telefonrunde auch machbar wäre. denn ich
sehe . das es nach 10 uhr ist und kaum was los ist. ich möchte ein eigenes
Projekt im bereich Systemgastronomie starten. meine Frage: Gibt es Hilfen /
Zuschüsse zu solchen vorhaben und gibt es feste Richtlinien ? MFG Holger
Morbach

Michaela Jung: Guten Morgen! In
Bezug auf Zuschüsse / Förderungen ist zuerst mal wichtig, ob Sie in Deutschland
oder Österreich starten. In Deutschland unterstützt die Deutsche Bank mit einer
eigenen Franchiseabteilung und die kfw Mittelstandsbank. -> Näheres Infos
gibt der DFV: www.franchiseverband.com. In Österreich fördern die Austria
Wirtschafts-Service und die Tourismusbank. Nähere Infos gibt der ÖFV:
www.franchise.at

Leser: Guten Morgen Frau Jung! Ich möchte Ihr
Thema direkt aufgreifen. Welche Leistungs-Bausteine sollte ein Franchise-System
aufweisen und welche können zur Erstellung outgesourct werden?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer, die großen Bereiche des sogenannten
Franchise-Leistungspaketes sind (neben der Hauptperson des Franchise-Nehmers):
Produkte bzw. Dienstleistungen, Standort, Marketing, Organisation, Training und
Systemschutz. In vielen Bereichen können Experten zuarbeiten: Etwa wenn Sie das
Training konzpiert haben, können externe Trainer die Schulungen durchführen.
Eine Marketing-Agentur kann Sie bei der Erstellung des Marketingkonzeptes
unterstützen, Franchise-Berater (wie etwa die Syncon ;-)) können Sie beim
Systemschutz (Franchise-Gebühren, Franchise-Handbuch…) entlasten u.s.w. Auch
in der Organisation, etwa bei den Themen WWS, IT, Mitarbeiter, Controlling und
Finanzierung kann sehr gut externes Know-how eingekauft bzw. die Erbringung von
Leistungen extern vergeben werden.

Leser: Hallo Frau Jung, wie hoch ist der
Anteil system-unspezifischer Texte in einem Handbuch, die eigentlich in jedem
Franchise-System eingesetzt werden könnten? Danke für eine ausführliche
Antwort.

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Es gibt in jedem Handbuch ein paar Kapitel, die
System-neutral bzw. “unspezifisch” sind, wie etwa: Was ist Franchising? Was ist
ein Handbuch? (wie gehe ich damit um, warum braucht es ein Handbuch etc.). Dann
gibt es Kapitel (wie etwa System-Zentrale, Beirat, Controlling, Systemschutz),
da kann man gut in einem ersten Schritt mit “neutralen” Texten arbeiten, die
dann noch auf das System und in die Tiefe ausformuliert werden müssen. Und
natürlich gibt es bei jedem Kapitel (auch bei Franchise-Nehmer, Marketing und
Training) einleitende Textpassagen, auf die dann systemspezifisch aufgesetzt
werden kann.

Leser: Hallo! Warum bieten Franchise-Geber
ihren Franchise-Partnern eher selten Unterstützung bei der Buchführung? Neben
den Kostenvorteilen für die Partner könnte die Buchführung doch als
Frühwarnfunktion in den Franchise-Systemen eingesetzt werden. Gruß, B.
Wagner

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Sehr oft wird ein Frühwarnsystem im laufenden, zeitnahmen
Controlling durch die Franchise-Zentrale installiert. Aber Sie haben recht,
Unterstützung in der Buchführung kann ein attraktives Angebot zur Entlastung für
den Franchise-Partner sein. Der österreichische Franchise-Verband beobachtet –
sicherlich auch wie sein “Kollege” der DFV – eine Zunahme in den Leistungen, die
ein Franchise-System seinen Franchise-Nehmern bietet. Und so werden ergänzende
Services wie etwa Rahmenverträge, Unterstützung bei der Mitarbeiterführung und
auch Buchführung Stück für Stück vermehrt angeboten.

Leser: In der aktuellen Ausgabe der
Wirtschaftswoche wird behauptet, dass Area Developper von Subway aus dem
Scheitern der von ihnen betreuten Franchise-Nehmer sogar Nutzen zieht, indem sie
Franchise-Betriebe selbst billig übernehmen oder erneut Gebühren kassieren.
Brauchen wir nicht doch ein Franchise-Gesetz, das solche Auswüchse
sanktioniert?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Ich schließe mich der Stellungnahme des ÖFV an, der sich
klar gegen ein Franchise-Recht in Österreich ausspricht. Die
Gruppenfreistellungsverordnung der EU gibt den Rechtsrahmen in Österreich vor
und dies ist für Franchise-Nehmer wie Franchise-Geber eine gute Arbeitsbasis; in
wie weit die Aussage der Wirtschaftswoche zutrifft, kann ich nicht
nachvollziehen.

Leser: Guten Morgen Frau Jung Ich wohne in
Rumaenien und ich habe interesse um eine Franchiseverband in bereich Turism und
Hotel starten. Ich brauche auch finanziele unterstuetzung.Bitte erklaeren Sie
mir ob das moeglich ist. Vielen dank ioana Dorhoi

Michaela Jung: Liebe
Live-Chat-Teilnehmerin! Die Kollegen vom rumänischen Franchise-Verband können
Sie sicherlich gut auf Ihrem Weg der Systementwicklung unterstützen: bitte
kontaktieren Sie Herrn Anton Constantin: www.francizor.ro

Leser: Guten Tag Frau Jung, ich möchte mein
Franchisesystem zum Verkauf anbieten. Wie kann ich vorgehen? An wen kann ich
mich wenden?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Ich würde versuchen entweder in der Branche, in der Sie
tätig sind, einen Interessenten zu finden (vielleicht auch die interessierte
Konkurrenz?) bzw. auf Franchise-Plattformen – wie dem Franchiseportal – eine
Anzeige schalten. Eventuell könnten Sie auch versuchen in Franchise-relevanten
Magazinen (wie etwa FranchiseErfolge u.ä.) einen Artikel zu bekommen, in dem
über Ihr System und den geplanten Verkauf berichtet wird.

Leser: Wie kann ich unser Know-how vor einem
Vertragsabschluss nachweisen, ohne dass es „Beine“ bekommt?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Sie können zur rechtlichen Absicherung einen Vorvertrag
mit dem Interessenten schließen. Und Sie müssen Rahmenbedingunen schaffen, damit
das Know-how nicht “verschwinden” kann. Etwa empfehle ich einen Termin zur
Handbucheinsicht zu vereinbaren. An dem vereinbarten Tag kommt der Interessent
zu Ihnen in die Zentrale und kann ungestört in einem Raum (ohne Kopierer und
Fax) im Handbuch lesen und seine eventuellen Fragen niederschreiben. Dananch
sprechen Sie in Ruhe alle Fragen mit dem Interessenten durch und stellen sicher,
dass das Handbuch bei Ihnen in der Zentrale bleibt.

Leser: Welche Leistungsbausteine sind seitens
der Franchise-Zentrale ansonsten im Bereich Finanzen zu erbringen?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Im Bereich Management / Organisation (unter den das Thema
Finanzen fällt) sind etwa folgende, weitere Themen angesiedelt:
Wirtschaftsplanung, Finanzierung, Controlling, Benchmarking, IT-gestützte
Organisation, Mitarbeiter, Rahmenverträge / Versicherungen, Kommunikation.

Leser: Welcher Zeitaufwand ist für der
Erarbeitung eines Systemhandbuchs zu veranschlagen? Wer sollte damit im
Unternehmen beauftragt werden? Ist dies neben dem Tagesgeschäft machbar?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Sie machen sich bereichts genaue Gedanken zu dem “Projekt
Handbuch” und das ist ein gutes Indiz dafür, dass Sie auch ein realistisches
Zeit- und Ressourcen-Management dafür veranschlagen werden. Erfahrungsgemäß ist
es neben dem Tagesgeschäft machbar, jedoch verlängert sich einfach der Zeitraum
bis zur Fertigstellung: liegt ca. zwischen 4 – 9 Monaten. Gut ist es, wenn Sie
im Unternehmen einen Hauptverantwortlichen für das Handbuch-Projekt definieren,
dem dann die Mitarbeiter aus den einzelnen Abteilungen zuarbeiten.

Leser: Sehr geehrte Frau Jung, lassen sich
Internetplattformen im b2b-Bereich sinnvoll im Franchising betreiben? In dem von
uns angedachten Geschäftsmodell würden alle Franchise-Nehmer dieselbe Plattform
nutzen und wie selbstständige Handelvertreter Werbekunden akquirieren. Viele
Grüße H.K.

Michaela Jung: Sehr geehrter
Live-Chat-Teilnehmer! Dies funktioniert im Franchising. Konkretes Beispiel ist
etwa das Franchise-System abc markets, das Barter-Geschäfte vermittelt:
www.karriere.abcmarkets.com

Leser: Hallo! Ich möchte mich als FN im
Fitnessbereich selbstst. machen. Hier im Portal werden schon >20 System der
Art angeboten. Wie wähle ich das Beste für mich aus?

Michaela Jung: Sehr geehrter
Live-Chat-Teilnehmer! Ich würde mich auf den Websites des DFV bzw. ÖFV schlau
machen, ob die Systeme Mitglied sind und wenn ja, mit welchem Status. Die
Mitgliedschaft in den Franchise-Verbänden ist ein Qualitätsmerkmal. Danach würde
ich mir das Leistungspaket anschauen, dass der Franchise-Geber bietet, wie lange
das System am Markt bereits tätig ist, mit wievielen Partnern etc. In den ersten
persönlichen / telefonischen Informationsgesprächen mit den Systemen bekommen
Sie zusätzlich ein “Bauchgefühl” wie Ihnen das System gefällt. Zusätzlich
könnten Sie auch überlegen eine Franchise-Nehmer-Beratung in Anspruch zu nehmen,
wie sie etwa in Deutschland von INITIAT gemacht wird.

Leser: Guten Tag Frau Jung, wir haben unsere
zweijährige Pilotphase erfolgreich absolviert und stellen derzeit das
Leistungspaket für künftige Franchise-Nehmer zusammen. Natürlich haben wir noch
keinerlei Erfahrungen mit ERFA-Tagungen, Schulungen etc. Können wir hier von
anderen Franchise-Gebern lernen? Was schlagen Sie vor?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Gerne entwickeln die Experten der Syncon das
Schulungskonzept für Ihre Franchise-Nehmer mit Ihnen. Aber natürlich können Sie
auch den Austausch mit bestehenden Franchise-Gebern suchen. Etwa im Rahmen der
Jahrestagung des DFV, die nächste Woche stattfindet (die des ÖFV war bereits am
29. April), oder auch bei speziellen, offenen Seminaren, die das Deutsche
Franchise-Institut anbietet.

Leser: Wie wird sich die Weiterentwicklung des
Internets generell auf das Geschäftsmodell des Franchising auswirken?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Ich denke in mehrerer Weise: etwa ist das Internet ein
zusätzlicher Vertriebsweg (Shop-Bestellung), aber auch eine Möglichkeit, um die
System-Kommunikation und den Know-how-Transfer über einen geschlossenen
Mitgliederbereich (Intranet) laufen zu lassen. Neue Tools wie etwa Wikimedia
tragen dazu verstärkt bei.

Leser: Hallo, in welchen Fällen ist die
Installation von Beiräten im Franchise-System sinnvoll? Gruß Sven

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Beiräte sind aus meiner Sicht immer ein Gewinn für ein
Franchise-System, denn sie ermöglichen (standardisiert) den Input durch
Franchise-Nehmer etwa neue Ideen zu Produkten / Dienstleistungen, im Marketing,
im Training etc. Beirat im Franchising heißt Empfehlung durch den Beirat an die
Franchise-Zentrale, der ein Vetorecht vorbehalten bleibt. So haben Sie mittels
Beirat ein wunderbares Instrument in Ihrem System installiert, dass Ihren
Franchise-Nehmern eine Plattform gibt, um Vorschläge einzubringen!

Leser: Kennen Sie einen Spezialisten für
Standortsuche im Einzelhandel, der bundesweit tätig ist? Wir erwarten in jedem
Fall eine professionelle Standortanalyse.

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! In Österreich arbeiten wir gut mit den Unternehmen
Regioplan und Standort&Markt, in Deutschland und in der Schweiz mit
Geo-Marketing.

Leser: Guten Tag Frau Mag. Jung, warum
schlüsseln die seriösen Franchise-Geber nicht ihre Leistungen auf, die sie für
die Eintrittsgebühr oder die monatlichen Franchise-Gebühren erbringen. Für
Interessenten könnte das Preis-/Leistungsverhältnis damit transparenter werden
und die Angebote wären endlich vergleichbar.

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Sie haben vollkommen recht. Nur wenn klar offen gelegt
ist, welche Leistungen ein Franchise-Nehmer erhält und welche Verpflichtungen er
im Gegenzug dazu eingeht (inklusive Gebühren) agiert ein Franchise-System
seriös. Mit unseren Kunden erarbeiten wir das Franchise-Konzept genau so!

Leser: Ist ein Beirat so ähnlich wie ein
Betriebsrat, den die FN unter sich wählen? Wir sind 5 FN. Könnten wir schon
einen Beirat wählen?

Michaela Jung: Sehr geehrter
Live-Chat-Teilnehmer! Der Beirat wird in einem Franchise-System durch den
Franchise-Geber “ins Leben gerufen”. Und in Franchise-Beiräten sitzen immer
Vertreter der Franchise-Nehmer und Vertreter der System-Zentrale gemeinsam.
Erfahrungsgemäß ist es sinnvoll ab 5 – 10 Franchise-Nehmern einen Beirat zu
installieren.

Leser: Warum befassen sich nur wenige
Franchise-Systeme mit dem Outsourcen von Unternehmensfunktionen? Der B2B–Bereich
scheint mir im Vergleich zu den USA in Deutschland überhaupt wenig entwickelt zu
sein.

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Ich denke, dass die USA als “Mutterland des Franchising”
auch hier eine Vorreiterrolle einnimmt und dieser Trend erst langsam in Europa
Fuß fassen muss.

Leser: Hallo Frau Jung, mit welchem Aufwand
und welchen Kosten ist die Aktualisierung eines bestehenden Handbuchs durch ein
Beratungsunternehmen verbunden? Wie ist die Vorgehensweise? Besten Dank im
Voraus, K. Dombrowski

Michaela Jung: Liebe
Live-Chat-Teilnehmerin! In einem ersten Schritt würden wir ein sogenanntes
Lückenprotokoll zu Ihrem bestehenden Handbuch erstellen. D.h. wir arbeiten Ihr
Handbuch durch und erstellen eine Dokumentation welche Inhalte aus unsere Sicht
ergänzt, verändert, aktualisiert … werden sollten. Dafür investieren Sie ca.
EUR 1.500 – 2.000 (je nach Umfang Ihres Handbuches). Mit diesem Lückenprotokoll
in Händen können Sie dann entweder diese Lücken selbst schließen oder auch diese
weitere Arbeit im Auftrag an uns vergeben. Auf Basis des Lückenprotokolls würden
Sie ein Angebot von uns erhalten mit Auflistung unserer Leistungen und Ihrer
Investitionen zur Fertigstellung und Optimierung Ihres bestehenden
Handbuches.

Leser: Hallo Frau Jung, wissen Sie wer für die
Einarbeitung eines Nachfolgers zuständig ist. Der bisherige Franchise-Nehmer
oder der Franchise-Geber?

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Da ist die Frage, was im Vertrag steht? In Hinblick auf
“Nachfolgeregelung” bzw. bei Beendigung des Franchise-Vertrages.

Leser: Warum haben Handbücher im Franchising
eine solche Bedeutung? Man könnte das Know-how doch auch mittels Schulungen
vermitteln.

Michaela Jung: Lieber
Live-Chat-Teilnehmer! Die Gruppenfreistellungsverordnung der EU schreibt eine
umfassende Know-how-Dokumentation vor. Laienhaft von mir ausgedrückt (ich bin ja
keine Juristin), macht erst die Know-how-Dokumentation ein Franchise-System zu
einem Franchise-System! Und ein dickes Kompaktwerk – wie etwa ein
Franchise-Handbuch – vermittelt ein Mehr an Know-how, als etwa einzelne
Schulungsunterlagen. Aber Ihre Schulungsunterlagen sind bereits ein sehr guter
Ausgangspunkt, um daraus ein Handbuch zu schreiben.

Michaela Jung: Liebe
Live-Chat-Teilnehmer! Vielen Dank für den interessanten Austausch und weiterhin
viel Erfolg auf Ihrem Franchise-Weg, Ihre Michaela Jung

Michaela Jung
Michaela Jung
SYNCON International Franchise Consultants

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